Dominik Klingberg arbeitete als Set- und Schauspielcoach für das Projekt „Weil wir Champions sind“ – ein inklusiver Film, produziert von der Constantin, in dem viele der Hauptrollen mit Schauspieler*innen mit Beeinträchtigung besetzt worden sind. Durch Casting Director Iris Baumüller von „Die Besetzer“ ist Dominik zum Projekt gestoßen. Ob sie ihn dabei bereits im Hinterkopf hatte, weil er neben seiner Tätigkeit als Schauspieler auch seit Jahren bei der Schauspielschule „Der Keller“ in Köln als Dozent tätig ist, zusätzlich mehrjährige Erfahrungen als Caster hat und darüber hinaus noch als Schauspielcoach arbeitet, ist gut möglich. Vielleicht war es auch einfach Zufall, dass er den Regisseur Christoph Schnee schon einmal in der Arbeit kennengelernt hatte und dieser Dominik Klingberg nach Iris Baumüllers Vorschlag als möglichen Anspielpartner empfunden hat. Wir sprachen mit ihm über seinen Weg zum Projekt, seine Arbeit mit Menschen mit geistiger Beeinträchtigung und welche Erfahrungen er für seine zukünftige Arbeit und die Branche mitnimmt.
Was war Deine Aufgabe beim Projekt „Weil wir Champions sind“?
„Weil wir Champions sind“ ist ein Film, der diesen Sommer unter der Regie von Christoph Schnee in Köln gedreht wurde und in dem neun der Hauptrollen von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung gespielt werden. Produziert hat die Constantin für TVnow, (RTL+) und VOX, und die Ausstrahlung ist für 2022 geplant. Ich war bei diesem Film zehn Wochen als Schauspielcoach tätig – drei Wochen in der Vorbereitung und sieben Wochen als Schauspielcoach am Set mit Fokus auf die neun Hauptrollen mit Beeinträchtigung. Angefangen hat es allerdings damit, dass Iris Baumüller, die für die Besetzung des Projektes verantwortlich war, mich gefragt hat, ob ich beim ersten Casting anspielen möchte.
Wie kam genau kam es dazu?
Bereits nach dem ersten Casting wurde ich sowohl vom Regisseur Christoph Schnee als auch von der Casterin Iris Baumüller für die anderen Castings und die weiteren Castingrunden als Anspieler gefragt. Und irgendwann stand durch die gemeinsame und produktive Arbeit im Castingprozess die Frage im Raum, ob ich es mir auch vorstellen könne, mit dem späteren Hauptcast die Wochen vor den Dreharbeiten zu proben, ihn auf den Dreh vorzubereiten und eventuell auch tageweise am Set zu unterstützen. Zu diesem Zeitpunkt war ich mir aber keineswegs sicher, ob ich diese Arbeit wirklich würde leisten können, da es für mich doch ein ganz anderes Ausmaß hatte, als bei den Castings im Spiel zu helfen und heimlich unterstützend zu soufflieren, wenn mal jemand nicht auf seinen Text kommt oder seinen Einsatz verpasst.
Hattest Du Unterstützung bei diesem besonderen Projekt?
Dadurch, dass ich an einem der folgenden Castingtage wegen eigener Dreharbeiten zeitlich nicht verfügbar war, hatte ich eine befreundete Schauspielerin, die ich sehr schätze, als Ersatz in die Runde geworfen – Maike Johanna Reuter. Sie hat dann auch so überzeugt, dass wir schlussendlich beide zusammen als Schauspielcoaches gefragt wurden. Das hat uns beiden auch die Möglichkeit gegeben, uns gegenseitig zureden zu können, dass man das zusammen schaffen kann, und wir haben als Zweiergespann letztendlich überzeugt. Im gemeinsamen Gespräch wurde uns beiden rasch klar, dass wir zwar die Voraussetzungen am Set kennen und dort vielleicht schnell etwas korrigieren können oder die Fähigkeit haben, spielerische Unterstützung zu leisten, aber uns der Bereich des Probens mit so einem Ensemble komplett fremd war. Darüber hinaus sind wir auch für die Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigung nicht geschult und brauchten deswegen in diesem Bereich weitere Unterstützung. Aus diesen Gedanken und dem Dialog mit Regie und Produktion ergab sich dann die Lösung, noch zwei weitere Personen mit ins Boot zu holen. Diese kannten durch ihre mehrjährige Erfahrung als Regisseur*innen für Theatergruppen mit Menschen mit Beeinträchtigung zum einen die Arbeit des Probens bereits und hatten zusätzlich aus dieser Arbeit heraus zwei unserer Hauptdarsteller in deren schauspielerischer Arbeit begleitet. Wir waren dann also zu viert als Betreuer/ Coaches bei den Proben tätig und später bei den Dreharbeiten in unterschiedlichsten Aufteilungen auch am Set anwesend, wobei ich dort als Schauspielcoach den Hauptteil übernommen habe.
Wie hast Du Dich auf die Castings vorbereitet?
Da ich in meiner beruflichen Laufbahn vor dem ersten Casting nie wirklich Berührung mit Menschen mit geistiger Beeinträchtigung hatte, war ich sehr gespannt auf das Casting und das gemeinsame Arbeiten und hatte zur Sicherheit alle Rollen früh gut gelernt, um im Fall der Fälle jederzeit soufflieren zu können. Was sich dann auch schon im ersten Casting als mögliche, bei einigen Kandidat*innen notwendige, und durchaus gute Arbeitsmethode herausgestellt hat.
Inwiefern waren die Hauptdarsteller*innen vorbereitet?
Ein Teil unserer Hauptdarsteller*innen hatte zwar Theatererfahrung, aber keine*r hatte vorher an Dreharbeiten teilgenommen, daher war ihnen diese Arbeit noch komplett neu. Unsere Arbeit umfasste also das gemeinsame Textlernen, Einstudieren der Szenen, Proben der Szenen, Probenpläne erstellen, Probenpläne an Drehpläne anpassen, den Darsteller*innen im Vorhinein die Abläufe am Set erklären und sie darauf vorbereiten, bis hin zur Einschätzung, was in welchen Szenen möglich ist und was nicht. Und dann eben final die Setbetreuung am jeweiligen Drehtag, die je nach Drehtag und Darsteller*in wieder ganz neue Herausforderungen und Aufgaben bereithielt. Die Arbeit war von Anfang bis Ende ein ständiger Lern- und Kennenlern- prozess. Nach einigen Wochen kennt man die sehr unterschiedlichen Personen und ihre Eigenarten in einem Ausmaß, in dem man es sich vorher kaum vorstellen kann. Dieses Erfahren und Lernen erforderten natürlich Zeit und Offenheit, wie auch Akzeptanz und Neugier. Oft laufen Dinge anders als geplant, aber etwas umzuplanen, ist ja auch jederzeit noch möglich und gehört nach ein paar Tagen zum festen Bestandteil des Jobs. Diese Flexibilität ist genauso notwendig, wie ein sicheres und stetes Umfeld mit bekannten Abläufen zu schaffen.
Skizziere doch mal Eure Arbeit im Detail. Welche besonderen Herausforderungen gab es?
In der ersten Probenwoche haben wir zum Beispiel feststellen müssen, dass das Erlernen einer Castingszene mit einer Vorlaufzeit von zwei Wochen zwar bei allen einigermaßen funktioniert hatte, das Erlernen von mehreren unterschiedlichen Szenen jedoch eine ganz andere Herausforderung für einen Teil unseres Ensembles bot. Einige unserer Hauptdarsteller*innen konnten beim Lesen nicht so gut lernen. Andere wiederum konnten zwar drei Szenen gut lernen, hatten aber dann beim Lernen einer vierten Szene, die erste, bereits gelernte, wieder aus ihrem Gedächtnis gelöscht. Sowohl unser Probenprozess als auch das gemeinsame Lernen der Texte mit manchen Hauptdarsteller*innen musste also an den Drehplan angepasst werden. Eine CD mit eingelesenen Texten aus dem Drehbuch wurde aufgenommen, um die Szenen auch beim Hören lernen und üben zu können. Unsere Drehpläne wurden in Arbeitsmappen für die Hauptdarsteller*innen übersetzt, sodass ihre zuerst zu spielende Szene in ihrer jeweiligen Mappe vorne zu finden war und die letzten Drehtage hinten, auch wenn es im Drehbuch chronologisch anders war. Ab der zweiten Probenwoche ließen wir dann die Vorgänge, die am Set üblich sind, in unsere Proben einfließen und verwendeten zum Beispiel Markierungen für Positionen, das mehrfache Wiederholen einzelner Szenen und Ansagen wie „Ruhe bitte“, „Ton läuft“, „Kamera läuft“, „Und bitte“. Das Resultat war, dass eine Woche lang jeder andauernd und zu jeder Zeit „Und Bitte“ sagte und auch die anderen Ansagen erst zu einem chorischen Sprechchor und mehrfachem Echo führten. Dann aber gewöhnte sich jeder an die Ansagen, und unsere Hauptdarsteller*innen konnten zum Drehbeginn, wie jede*r andere Schauspieler*in auch, ganz entspannt mit diesen Ansagen umgehen – wie auch mit Markierungen, Kamera und Mikrofon. Dazu kamen dann aber weitere, nun erst ersichtliche, persönliche Befindlichkeiten. So reagierte zum Beispiel einer unserer Autisten auf „harschere“ Ansagen empfindlich, was uns dazu brachte, anstatt „Ruhe“ einzufordern, die entspanntere Anweisung „Wir fangen an uns zu konzentrieren“ zu benutzen oder „Konzentration“ zu flüstern. Auch die Pensen der Probentage mussten je nach Tagesform oder Konzentrationsfähigkeit angepasst werden, insbesondere, da unsere Haupt- darsteller*innen parallel zu unseren Proben noch täglich ein Basketballtraining absolvierten, weil sie im Film eine Basketballmannschaft verkörpern. Mehr und mehr traten in der zweiten und dritten Probenwoche die Besonderheiten unser Hauptdarsteller*innen hervor. Der eine fand Szenen lustig, die nicht lustig sein sollten, der andere hatte Angst davor, nicht verständlich zu sein und benutzten plötzlich einen ungewöhnlich theatralischen Ton, den wir nur durch das Erfinden einer „Filmstimme“ und das parallele Erklären von Ton und Mikro beim Film wieder runterdimmen konnten. Bald deutete sich auch an, dass wir während der Dreharbeiten parallel weiterproben mussten, und dass man an manchen Tagen wohl mehr als einen Schauspielcoach am Set brauchen konnte. Es hatte sich als sehr hilfreich erwiesen, wenn wir Betreuer*innen und Coaches in Blickachsen standen, um bei individuellen Einsätzen zu helfen oder Zeichen zu geben, aber auch, um von der Kamera abzulenken und Kamerablicke der Darsteller*innen zu vermeiden. Es gibt im Drehbuch eine Szene, in der die Rolle eines Busfahrers verbal sehr übergriffig wird, und eine beeinträchtigte Hauptdarstellerin darauf sowohl mit Worten ausfallend als auch physisch aggressiv reagiert. Wir trafen beim Proben schon aus Vorsicht die Entscheidung, dass die Rolle des Busfahrers später von mir verkörpert würde, weil wir uns nicht sicher waren, ob die Szene am Drehtag mit einem anderen, unseren Hauptdarsteller*innen komplett unbekannten Schauspieler funktionieren würde. Durch die täglichen Proben hatten sie sich an uns gewöhnt, und es hatte sich ein erhebliches Vertrauensverhältnis zwischen den Darsteller*innen, den Coaches und den Betreuer*innen gebildet.
Welche neuen Erkenntnisse konntet Ihr durch die Dreharbeiten gewinnen?
Wir hatten sehr bewusst die ersten Drehtage so gelegt, dass jeder erst einmal einzeln am Set eingesetzt wurde, bevor die ganze Gruppe zusammen gedreht hat, um auf diese Weise unseren Hauptcast so entspannt wie möglich an die Arbeitsbedingungen zu gewöhnen. Aber es gab doch täglich und von Darsteller*in zu Darsteller*in unterschiedliche neue Herausforderungen: Treppen, die in die Mobile führten, das Beschäftigen in Pausen (und Pausen gibt es ja dann doch einige bei Dreharbeiten), Kostüme selber wechseln, wenn man sich nicht gut bewegen kann, die Maske, wenn man mit Berührungen sensibel ist, Rasur und Haare sieben Wochen lang auf Anschluss halten, Hitze und Kälte durch Sonne und Regen, Essen und Trinken, Müdigkeit, die Flut von Reizen, Lautstärke, enge Räume und so weiter und so fort. Jede neue Erkenntnis erforderte eine neue Anpassung, jedes neue Problem eine neue Lösung. Jedes neue Motiv, an dem gedreht wurde, brachte neue Herausforderungen mit sich, eine neue „Base“, wo wir uns aufhielten, neue Räume, in denen wir drehten, neue Unbekannte. Aber parallel wuchs mit der Zeit bei diesem Projekt auch das Verständnis aller, dass wir gegenseitig auf uns achten und uns helfen und unterstützen müssen, um bei diesem Projekt den jeweilig aktuellen Drehtag so problemfrei wie möglich zu gestalten.
Was sind Deine Schlussfolgerungen für Drehs mit beeinträchtigten Menschen?
Die erste Erkenntnis ist recht einfach: Dreharbeiten sind nicht unbedingt behindertengerecht ausgerichtet. Treppen, Toiletten, Catering, Drehorte und vieles andere kann zu Problemen führen. Aber genauso wichtig ist die Erkenntnis, dass man für alles Lösungen finden kann! Kurzfristig, von Drehtag zu Drehtag, aber eventuell auch mittelfristig von Projekt zu Projekt und im besten Fall irgendwann auch langfristig und allgemeiner. Für das Drehen mit Kindern gibt es zum Beispiel konkrete Auflagen und Richtlinien. Eventuell muss man solche Orientierungen auch für das Drehen mit Menschen mit Beeinträchtigung entwickeln, damit diese Menschen genauso alltäglich sichtbar sein können, wie es Kinder in der Film- und Fernsehwelt sind.
Welche Schlüsse ziehst Du für Deine Casting-Arbeit?
Zum einen gibt es die rein praktische Erfahrung, die in der zukünftigen Casting-Arbeit hilfreich sein kann. Vor Kurzem gab es zum Beispiel in einer unserer Serien erfreulicherweise die Besetzung einer Figur mit Down-Syndrom. Ich konnte nicht nur meine Kollegin darauf hinweisen, dass Iris Baumüller eine ausführliche Casting-Recherche in diesem Bereich in NRW vorliegen hat, auf die wir zurückgreifen konnten, sondern hatte natürlich auch ein konkreteres Bewusstsein für einige Punkte, die man eventuell im Besetzungs- und Drehablauf berücksichtigen kann oder sollte. Hinweise wie, dass die Regie die Darsteller*innen vor Drehbeginn bereits kennenlernen sollte, um zum einen schon einen persönlichen Bezug herzustellen, aber auch um auszuprobieren, was im Miteinander möglich ist und was nicht. Gerade im Seriengeschäft passiert dies eher in der Ausnahme. Die Fähigkeit des Textlernens kann von Person zu Person sehr unterschiedlich sein, und man muss oder kann das dann teilweise noch im Drehplan berücksichtigen. Weitere Aspekte können bei den Dreharbeiten vor Ort zu erwägen sein, die man im Vorhinein nicht so absehen kann. Ich habe bei „Weil wir Champions sind“ zwar einige Erfahrungen mit neun sehr unterschiedlichen Menschen gemacht, aber was für den einen gilt, gilt für den anderen wiederum gar nicht. Eine weitere Person kann neue Umstellungen einfordern, die dann wieder ganz anders sein mögen. Aber allein das Berichten von bisherigen Erfahrungen hilft eventuell schon bei dem wichtigen Verständnis, dass hier die individuelle Persönlichkeit mehr im Fokus stehen sollte als die alleinige Tätigkeit, die diese Person dann vor der Kamera ausübt. Natürlich ist mir durch die Begegnungen im Casting und durch das Miteinander während unserer Dreharbeiten sehr deutlich bewusst geworden, dass Menschen mit Beeinträchtigungen in der Film- und Fernsehwelt kaum vorkommen. Einer unserer Hauptdarsteller meinte in der Vorbereitung zu mir, dass er nicht wüsste, ob er so eine Hauptrolle überhaupt spielen kann, weil er noch nie jemanden wie sich in einem Film gesehen hat. Das ist traurig zu hören, aber leider muss man ihm bei dieser Beschreibung Recht geben. Auch deswegen bin ich froh und stolz, dass wir mit diesem Film und dank dem dazugehörigen Mut aller Verantwortlichen, solch ein Projekt überhaupt umsetzen konnten. Das ist vielleicht ein Beispiel, dass Inklusion abenteuerlich und ungewohnt ist, aber nicht unmöglich. Wenn es nun auch noch das notwendige positive Feedback von den Zuschauer*innen auf diesen Film gibt und auch auf weitere Besetzungen von Menschen mit Beeinträchtigung in anderen Projekten, könnte es den Markt für weitere diverse Besetzungen dieser und anderer Art im besten Falle auch noch weiter öffnen.
Du bist an der Schauspielschule „Der Keller“ in leitender Position.
Dürfte man sich als Schüler*in mit einer Behinderung an der Schule bewerben?
Wir hatten bereits Bewerbungen von Personen mit Beeinträchtigung und haben diese auch bisher immer zum Vorsprechen eingeladen. Bei einer Person mussten wir aber leider schon aus dem Grund absagen, dass unsere Schule zum jetzigen Zeitpunkt nicht behindertengerecht ausgestattet ist und die Bewerberin im Rollstuhl sitzt. Bei anderen wurde nach den jeweiligen Vorsprechen viel diskutiert und Pro und Contra abgewogen. Allgemein muss ich gestehen, dass für Menschen mit Beeinträchtigung die Arbeits- und Ausbildungssituation im Schauspielbereich in Deutschland noch sehr schwierig ist, ich mich aber sehr freue, dass die Wuppertaler Bühnen seit ein paar Jahren mit ihrem inklusiven Schauspielstudio Pionierarbeit leisten und wir Bewerber*innen oft an diese Institution verweisen. Wir werden unsere reale Gesellschaft zukünftig nur realistisch in Film, Fernsehen und Theater abbilden können, wenn wir allen Teilnehmer*innen unserer Gesellschaft auch eine Möglichkeit für den Schauspielberuf ermöglichen, welche Umstellungen und Anpassungen dies auch einfordern mag.
Welche Erfahrungen hast Du bei Network Movie mit diverser Besetzung gemacht?
Bei Network Movie schlagen wir schon seit mehreren Jahren diverse Besetzungen vor, mal mehr, aber auch mal weniger erfolgreich. Die unterschiedlichen Aspekte von Diversität sind in der Besetzung noch sehr unterschiedlich gewichtet. In manchen Bereichen ist da schon mehr und in anderen Bereichen leider noch nicht genug möglich. Natürlich haben sich auch hier in der letzten Zeit Bewegungen und Möglichkeiten ergeben, die vor ein paar Jahren noch nicht in diesem Ausmaß vorhanden waren. Ich hoffe aber auch, im Castingprozess irgendwann zu dem Punkt zu kommen, dass ein Besetzungsvorschlag einfach ein Besetzungsvorschlag ist, und dieser dann nicht mehr als divers, sondern als selbstverständlich angesehen wird. Auch bin ich der Meinung, dass außer in den Besetzungsprozessen weiterhin einiges an Arbeit im Ausbildungsbereich für den Schauspielberuf im deutschsprachigen Raum getan werden muss. Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Pool an diversen Schauspieler*innen, die man vorschlagen kann, weiterhin nicht im gleichen Ausmaß vorhanden, wie die Diversität in unserer Realgesellschaft bereits existiert.
Bist Du für eine Diversitäts-Quote?
Ich würde sagen, dass es durch die aktuell vermehrte Aufmerksamkeit der Sender und anderer Entscheider*innen bei diesem Thema momentan schon fast eine unausgesprochene Diversitäts-Quote gibt, hoffe aber gleichzeitig auch, dass wir keine brauchen. Ich bemerke, dass in einigen Köpfen schon eine Selbstverständlichkeit von Diversität vorhanden ist, es aber leider in anderen Köpfen noch einen Hinweis braucht, sowohl in der Wahrnehmung als auch in der alltäglichen Arbeitsrealität. Ich würde hier weiterhin auf Kommunikation setzen und nicht auf Regeln oder Quoten. Sollte sich mein Eindruck allerdings nicht bewahrheiten, müsste man eventuell doch über diese Quote reden.
Ist Inklusion für Dich möglich und unkompliziert zu verwirklichen?
Inklusion soll und muss möglich sein. Das heißt aber auch für alle, dass wir uns gegenseitig aufeinander zu bewegen müssen. Und dass wir dabei unaufhörlich voneinander lernen und einander zuhören müssen. Da sich einige Prozesse in der Film-, Fernseh- und Theaterwelt durch die Jahre, die sie bereits stattfinden, in einer gewissen Weise verselbstständigt und „verkrustet“ haben, muss man sich bewusst machen, dass jede Veränderung immer auch eine erhebliche Anstrengung einfordert (schon allein um die Verkrustungen wieder aufzubrechen).Die Arbeit an „Weil wir Champions sind“ war für mich persönlich extrem herausfordernd, dadurch im Resultat aber auch sehr beglückend. Es gab Drehtage, an denen wir dazu gezwungen wurden, zu erkennen, was für ein Drahtseilakt es für uns mit unserem Hauptcast ist, aber auch was für eine Herausforderung es für sie mit uns bedeutet. Wir hatten Tage, an denen wir uns alle wirklich nicht sicher waren, ob wir den Film überhaupt fertigbekommen. Unser Hauptdarsteller*innen waren und sind keine ausgebildeten Schauspieler*innen, und selbst für ausgebildete und erfahrene Schauspieler*innen sind Drehtage manchmal eine erhebliche Aufgabe und Anstrengung. Wie sehr wir, Coaches, Regie, Kamera und jedes einzelne Crew- und Teammitglied, von Woche zu Woche dazugelernt haben, wie wir unablässig Abläufe für alle Beteiligten verbessern konnten und damit die Tage allgemein angenehmer gestaltet haben, war im Nachhinein beeindruckend. Aber gleichzeitig beschreibt es auch, dass es viele Punkte gab, die während der Dreharbeiten zu Problemen jeglicher Art geführt haben und die wir teilweise so nicht abgesehen haben oder absehen konnten. Ein ständiges Hinterfragen, Besprechen, Nachhorchen, Korrigieren, Anpassen, Umstellen, Ausprobieren, aber auch Akzeptieren hat uns hier weitergeführt. Ich wünsche uns allen mehr von diesen Erfahrungen. Unkompliziert ist was anderes. Aber die Welt ist halt nicht immer unkompliziert.
In unserer Rubrik All:inclusive findet Ihr weitere Interviews zu „Weil wir Champions sind“ – Christoph Schnee und Nina Philipp (Regie und Produktion) und Iris Baumüller (Casting BVC | ICDN).
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