Die Schauspielerin Lingnau, bekannt aus der Serie „Die Kaiserin“ (Casting: Daniela Tolkien | BVC), ist eine der zehn European Shooting Stars der Berlinale. Die 26-Jährige wurde neben neun weiteren Nachwuchsschauspieler*innen von der European Film Promotion benannt. Mit dem Programm lädt die Organisation jährlich vielversprechende Talente zu den Internationalen Filmfestspielen nach Berlin. Auf speziellen Veranstaltungen während der Berlinale soll ihnen geholfen werden, sich zu präsentieren, zu vernetzen und ihre Bekanntheit zu steigern. Die in Mannheim geborene Schauspielerin habe in dem britischen Horrorfilm „Carmilla“ (Casting: Lucy Rands) beeindruckt, hieß es zur Begründung. Zu den früheren deutschen „Shooting Stars“ gehören etwa Daniel Brühl, Anna Maria Mühe, Moritz Bleibtreu und Jella Haase.
Auf der Berlinale wird Devrim Lingnau in „Hysteria” (Casting: Kerstin Neuwirth) zu sehen sein. Gespannt sind wir auch auf „Lady Nazca” (Casting: Uwe Bünker | BVC), der 2024 in Peru gedreht wurde. Der Shooting Star 2025 wird von der Agentur Spielkind vertreten.
Du bist Shooting Star 2025 – Wie hast du davon erfahren und wie fühlst Du Dich mit dieser Auszeichnung?
Ich habe das über das Team der European Film Promotion erfahren. Sie haben mich zu einem Zoom eingeladen, um es mir mitzuteilen, und ich habe mich natürlich riesig gefreut.
Kannst du uns etwas über den Weg erzählen, der Dich zur Schauspielerei geführt hat?
Wann wusstest Du, dass das Dein Beruf werden soll?
Mittlerweile bezeichne ich mich schon als Schauspielerin. Dadurch, dass ich nicht die Schauspielschule besucht habe, habe ich vielleicht nicht das Schauspiel Handwerk gelernt. Und als Quereinsteigerin habe ich länger gebraucht, um mir daher selbst den Titel „Schauspielerin” geben zu können. Ich habe relativ früh, mit 16 Jahren, mit der Schauspielerei angefangen. Ich habe ursprünglich an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Mannheim sehr viel Ballett getanzt und habe in dem Bereich sogar eine klassische Ausbildung. Über den Weg des Tanzes am Nationaltheater in Mannheim habe ich dann Schauspielende kennengelernt und dachte damals: „Oh, das ist alles so steif im Ballett und so konservativ.” Die Welt der Schauspielerei hat mich sehr angesprochen. Und dann habe ich mir einen Schauspielworkshop von meinen Eltern gewünscht. Über diesen Workshop bin ich dann zu meiner ersten Agentur gekommen und so ging es weiter. Aber mit der Schauspielerei hat es dann noch etwas gedauert, denn ich habe mich erstmal nicht für ein Schauspielstudium, sondern für ein Kunststudium entschieden. Ich habe aber während des Studiums immer weiter gedreht. Das hörte irgendwie nicht auf.
„Hysteria” feiert auf der Berlinale Weltpremiere.
Wie war die Arbeit an diesem Film, und was bedeutet Dir der Film?
Mir bedeutet der Film so viel, wie kein anderes Projekt zuvor. Ich möchte zwar meine anderen Projekte nicht schmälern, aber für mich ist das bislang das persönlichste Projekt und die Zusammenarbeit mit Mehmet, dem Regisseur, war für mich filmisch und schauspielerisch sehr lehrreich vor allem war diese Arbeit für meine persönliche Entwicklung sehr intensiv. Die deutsch türkische Figur Elif zu spielen, die sich weder dem deutschen noch dem türkischen Kulturkreis zugehörig fühlt - oder anders formuliert, in beiden Kulturkreisen sehr gut zurecht kommt und sich eigentlich wie ein Chamäleon dort durch bewegt, aber gleichzeitig keine Heimat zu haben scheint - das war eine Figur, die mir durch meine eigene Biografie sehr nah gegangen ist und über die ich viel über mich selbst gelernt habe.
In der Serie „Die Kaiserin“ spielst Du Elisabeth in einer modernen Interpretation. Wie hast Du es geschafft, dieser ikonischen Figur neue Facetten zu geben, die bisher vielleicht noch nicht im Fokus standen?
Als neue Facetten würde ich das nicht bezeichnen, weil ich mich nicht von irgendetwas abgrenzen wollte, aber ich glaube, dass mir in der Annäherung an die Figur die Auseinandersetzung mit der historischen Figur, also der realen Kaiserin Elisabeth, sehr wichtig war. Und genauso wichtig, wie die Annäherung und das Verständnis dieser Person, ist für mich auch wieder das Loslösen davon und mir selbst bewusst zu machen, dass ich keinen Dokumentarfilm mache. Ich nehme zwar das Lebensnarrativ dieser Figur aus der Habsburger Zeit an, aber gleichzeitig werden Inhalte des 21. Jahrhunderts und zeitgenössische Themen hinzugefügt. Und ich glaube, es ist wichtig, diese Differenzierung klar im Kopf zu haben, sonst wird es eine Geschichtsverfälschung. Romy Schneiders Filme sind ja auch ein Produkt ihrer Zeit, und zwar der Nachkriegszeit, in der ein bestimmtes Frauenbild reproduziert wurde. Und ich glaube, genauso ist auch unsere Serie ein Produkt seiner Zeit und als
solches zu verstehen und nicht als historisches Abbild. Gleichzeitig sollte man nicht vergessen, dass in der Serie eine Monarchie dargestellt wird und damit Interessen einer autokratischen Regierung abgebildet werden, die natürlich überhaupt nicht demokratisch und egalitär sind. Insofern sollten die Zuschauer*innen immer mal wieder einen Schritt zurücktreten und trotz des Mitfieberns mit den Figuren die Gesellschafts- und Regierungsform auch hinterfragen.
Du hast nach der ersten Staffel von „Die Kaiserin“ eine deutliche Veränderung an dir vorgenommen, indem Du Dir die Haare kurz geschnitten hast. Welche Rolle spielt dieser Prozess für Dich, um Dich von einer Figur zu lösen?
Grundsätzlich mag ich Veränderungen sehr gerne, nicht nur an meinem Körper, sondern auch in anderen
Lebensbereichen. Ich bin da relativ schnelllebig. Ich habe schon in verschiedenen Städten gelebt und ziehe auch gerne um, wenn es mich wohin zieht. Ähnlich ist es mit den Haaren. Ich habe nicht das Gefühl, dass mich solche Dinge definieren. Ich bin da sehr unerschrocken.
Wie schützt Du Dich vor dem Druck, der mit der Schauspielerei und dem öffentlichen Leben einhergeht?
Im Moment bin ich natürlich aufgeregt und fühle mich auch manchmal verletzlich, weil ich mehr in der Öffentlichkeit stehe und Interviews gebe. Aber ich empfinde es insgesamt nicht als großen Druck, weil ich ihn von keiner Seite bekomme. Es gäbe eigentlich nur den Druck, den ich mir selbst mache und der ist im Moment nicht so groß. Ich bin gerade einfach sehr dankbar, dass ich hier sein darf und dass ich mich zum Beispiel mit Dir austauschen darf. Ich empfinde das nicht als Situation, in der ich mich beweisen muss, sondern erlebe das als Möglichkeit, etwas zu lernen.
Du wirst aktuell von der Agentur Spielkind vertreten. Bist Du am Auswahlprozess Deiner Bilder und Deines Demomaterials beteiligt? Das ist ja auch eine Art Künstler*innen-Mappe …
Da gibt es für mich kein entweder oder, das ist eine Zusammenarbeit. Ich habe natürlich meine Präferenzen bei Demobandszenen oder bei Fotos, aber letzten Endes macht das eine gute Zusammenarbeit mit einer Agentur aus: Gutes Absprechen und Kompromisse finden, wenn wir anderer Meinung sind. Dahingehend ist mir der gute Dialog sehr wichtig.
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Bild aus: „Hysteria“ |
Bild aus: „Die Kaiserin“ |
Neben Deiner Schauspielkarriere bist du Meisterschülerin an der Kunstakademie Karlsruhe. Wie beeinflusst Deine künstlerische Ausbildung Dein Schauspiel, und was dürfen wir von Deinen kommenden Ausstellungen erwarten?
Ich glaube, das ist wirklich ausschlaggebend für mich. Dieses Kunststudium ist für mich wirklich wichtig, um meinen künstlerisch-filmischen Blick zu schulen. Ich habe mich in meinem Studium viel mit Medienkunst aus-einander gesetzt und mit Filmemacherinnen. Zum Beispiel mit experimentellen Filmemacher*innen wie Maja Deren oder Chris Marker, die natürlich nicht kommerzielle Kino- oder Spielfilme gemacht haben, mich aber mit ihren Arbeiten sehr geprägt und mein filmisches Verständnis geschult haben. Insofern war das Studium auch wichtig für mich, um künstlerische Positionen einordnen und verstehen zu können oder auch Texte zu analy-sieren. Im Laufe meines Studiums habe ich mich in verschiedenen Bereichen ausprobiert und habe ein Studium der Malerei begonnen, davon hat sich meine eigene künstlerische Praxis dann aber weg entwickelt. Jetzt
mache ich hauptsächlich Videoarbeiten, Video- und Soundinstallationen.
Was sind Deine Wünsche und Pläne für die Zukunft – sowohl beruflich als auch privat?
Ich würde sehr gerne weiterhin drehen, also weiterhin meinem Beruf nachgehen wollen. Ich würde aber auch sehr gerne - und dieser Wunsch ist gerade neu in mir gewachsen - auch mal Theater ausprobieren wollen.
Ansonsten hoffe ich für meine künstlerische Arbeit, dass noch mal eine Zeit in meinem Leben kommt, in der ich mich wirklich ausschließlich damit beschäftigen kann. Das muss aber nicht in den nächsten zwei Jahren passieren, das darf auch noch etwas dauern. Und es stehen zwei Ausstellungen im nächsten halben Jahr an, auf die ich mich sehr freue.
Vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen Dir viel Spaß auf der Berlinale!
Das Interview führte Tina Thiele, Ausarbeitung: Monika Oschek
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