Corinna Glaus (ICDA) hat nicht nur den Karrierestart zahlreicher Schauspieler*innen geformt, sondern sich auch besonders für die Entdeckung und Förderung junger Schweizer Talente engagiert. Namen wie Carol Schuler, Marie Leuenberger und Joel Basman verdanken ihre ersten großen Chancen ihrer feinen Intuition und ihrem Engagement. In ihrer langen Karriere hat Glaus nicht nur in der Schweiz, sondern auch international bedeutende Anerkennung gefunden, unter anderem durch ihre Mitwirkung bei großen Projekten wie „James Bond 007: Ein Quantum Trost“ und „Nachtzug nach Lissabon“. Über die Jahre hat ihre Arbeit die Anerkennung des Casting-Berufs wesentlich vorangetrieben, was sie auch durch ihre Mitgliedschaft bei der Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS) unterstreicht.
Unlängst wurde Corinna Glaus für ihre herausragenden Beiträge zur Filmwelt geehrt und ist frisch gekürte Preisträgerin des „Prix d’honneur“ 2025 der Solothurner Filmtage. In ihrer beeindruckenden 38-jährigen Karriere hat Glaus über 150 nationale und internationale Kino- und Fernsehproduktionen besetzt und dabei maßgeblich die Visionen der Regisseur*innen durch ideale Besetzungen realisiert. Die feierliche Preisverleihung fand am 23. Januar im Landhaus Solothurn in Anwesenheit von Schauspieler*innen, mit denen sie zusammengearbeitet hat, statt. Im Anschluss hatten wir die Gelegenheit, einige Fragen zu stellen.
Was motivierte Dich, nach Deinem Studium der Ethnologie zum Casting zu wechseln?
Ich hatte nach dem Studium zuerst für einige Jahre am Theater gearbeitet, das war eigentlich immer mein Ziel. Film hatte mich auch schon seit jeher interessiert, allerdings erst als Zuschauerin. Der Wechsel zum Film kam erst, als ich in der Freien Theaterszene gearbeitet hatte und somit auch offen und neugierig auf neue Möglichkeiten war.
Wie haben sich Deine Anfänge im Stadttheater auf Deine Casting-Karriere ausgewirkt?
Am Theater hatte ich vieles über den Beruf Schauspiel kennengelernt – und das kreative Suchen im Probenprozess entspricht ja auch den Castingaufnahmen – nur in verkürzter Form.
Kannst Du beschreiben, wie Du für eine Rolle die idealen Schauspieler*innen findest?
Das ist schwer in wenigen Worten zu beschreiben, da jedes Mal die verschiedensten Kriterien von Buch, Regie, Produktion, Anspruch bezüglich Fähigkeiten an die Rolle usw. mitentscheidend sind.
Wie gehst Du mit den Herausforderungen um, die durch die sprachliche und kulturelle Vielfalt in der Schweiz entstehen?
Wenn es ein Film ist, der sehr klar regional und kulturell positioniert ist, dann sind Sprache und Dialekt sehr wichtig und bei der Besetzung mitbestimmend. Auf Seite der Schauspieler*innen gibt es viele, die sprachlich versiert sind und in der Vorbereitung die Dialekte erlernen können – auf Seite der Regie ist es immer mehr so, dass die Entscheidung für eine Besetzung mehr durch die schauspielerische Persönlichkeit und ihr Talent gewichtet ist als durch die Sprache oder Dialekte.
Welche Rolle spielen soziale Medien heute im Casting-Prozess?
Bei uns noch nicht wirklich spürbar. Die Anzahl der Follower ist auch hier ein Thema, doch es ist allen klar, dass beliebte Persönlichkeiten nicht zwingend talentierte Schauspielerinnen sind – aber wir sind selbstverständlich immer neugierig und offen.
Wie siehst Du die Zukunft des Castings in einer immer digitaler werdenden Welt?
Ich kann es nicht abschätzen. Doch ich denke, es verändert die Castingarbeit ähnlich wie das Internet: es kann in gewissen Bereichen eine Hilfe, sprich Arbeitsentlastung sein – wenn man es kennt und richtig einsetzt – und andererseits bleibt es hinter der direkten persönlichen Begegnung und Zusammenarbeit zurück. Zumindest für die Besetzung von Kinofilmen, vielleicht gibt es Formate, wo KI mehr eingreifen wird.
Gibt es bestimmte Trends oder Änderungen in der Filmindustrie, die Du besonders spannend findest?
Filmgeschichten spiegeln unsere soziale, kulturelle und politische Welt wider. So findet beispielsweise die Diversität viel mehr Raum in den Geschichten und entsprechend auch im Casting.
Wie hat sich die Wahrnehmung und Anerkennung des Casting-Berufs in den letzten Jahren verändert?
So langsam ist Casting nicht mehr nur ein großes Mysterium, sondern man nimmt es als das anspruchsvolle, kreative und komplexe Gewerk wahr, das es ist. Das heißt, die vielen Caster*innen in den Verbänden und Akademien, die sich für die Anerkennung eingesetzt haben – und es nach wie vor tun –, haben eine wichtige Arbeit geleistet. Dass allmählich Awards für „Bestes Casting“ vergeben werden, bringt mit sich, dass genauer hingeschaut wird, was diese Arbeit für Herausforderungen hat und was die Caster*innen alles leisten und können.
Was war der prägendste Moment Deiner Karriere?
Ein entscheidender Moment war, als sich meine Mitarbeiterin Nora Leibundgut definitiv für diesen Beruf und die gemeinsame Arbeit entschieden hat – sie ist inzwischen Partnerin und Hauptverantwortliche von Glaus&Gut Casting. Das hat mich motiviert, in die Zukunft unserer Arbeit und dieses Berufs zu investieren. Und dann auch die Mitgliedschaft in der AMPAS – das war vor allem auch eine Anerkennung meiner Arbeit von internationalen Casting-Kolleg*innen.
Hast Du Ratschläge für junge Talente, die in der Filmbranche Fuß fassen wollen?
Viele Filme schauen und wenn ihnen ein Film gefällt, sich die Regie und das Casting zu merken. Sich bewusst sein, dass beim Filmschauspiel viel selbständiges Arbeiten erforderlich ist – was ja auch Spaß machen kann.
Im Video: 60. Solothurner Filmtage Prix d'Honneur 2025 – Sarah Spale für Corinna Glaus
Zur Info: Der Prix d'honneur ist ein Zeichen der Wertschätzung für die vielfach im Verborgenen und ohne viel Aufsehen erbrachten Leistungen von Filmeschaffenden. Der Preis ist mit CHF 10.000 dotiert und wird von der BK Atlantis Stiftung mit Sitz in Lüterswil getragen. Die BK Atlantis Stiftung bezweckt die Förderung von sozialen, kulturellen und gesellschaftlichen Projekten. Dies insbesondere in den Bereichen Kultur, Gesundheitswesen, Bildung sowie Breitensport. Sie ist in der ganzen Schweiz tätig, in der Regel aber in der Region Bucheggberg des Kantons Solothurn und den angrenzenden Solothurner und Berner Regionen. Die Solothurner Filmtage bedanken sich bei der Stiftung für diese wertvolle Unterstützung.
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