Die 1907 in Poughkeepsie, New York, geborene Elizabeth „Lee“ Miller war, wie Kate Winslet sie beschreibt, „eine unaufhaltsame Naturgewalt mit einer ungeheuren Lebenslust“. Sie wurde vom Verlag Condé Nast entdeckt und machte zunächst Karriere als Fotomodell. Sie arbeitete für viele Publikationen, darunter auch die Vogue, bevor sie es schnell leid war, durch den männlichen Blick betrachtet und vor der Linse positioniert zu werden. Also wechselte sie die Laufbahn und zog nach Paris, wo sie bei dem bekannten Fotokünstler Man Ray surrealistische Fotografie studierte. Bald gründete sie ihr eigenes Studio und begann erfolgreich als Fotografin zu arbeiten. Ihr natürliches Verständnis für Frauen und die Not der stummen Opfer von Krieg und Vertreibung, kombiniert mit ihrer Fähigkeit, Zerbrechlichkeit und Grausamkeit in gleichem Maße fotografisch einzufangen, kennzeichnet ihre außergewöhnlichen Bilder aus dem Zweiten Weltkrieg und andere Arbeiten – und verschaffte ihr zu Recht einen Platz in der Geschichte als eine der bedeutendsten Fotografinnen des 20. Jahrhunderts. „Die Fotografin” (Casting: Olivia Grant, Lucy Bevan, Hungary: Katalin Baranyi) ist ein wunderbar intensives Charakterporträt. In den deutschen Kinos wird der Film ab 26. September 2024 zu sehen sein.
„Lee Miller akzeptierte kein Nein als Antwort und brachte die Dinge zum Laufen. Mit der gleichen Energie und dem gleichen Geist führte auch Kate Winslet den Film in die Produktion“, beschreibt Penrose. Die Produzentin Kate Solomon ergänzt: „Wie Lee die Menschen zusammenbrachte und ihnen das Gefühl gab, mit ihr auf ein Abenteuer zu gehen, so fühlte sich auch die Zusammenarbeit mit Kate an.“ Darsteller Andy Samberg stimmt zu: „Seit etwas mehr als acht Jahren versucht Kate, diesen Film zu realisieren, weil sie ihn für wichtig hält. Ich bin mir sicher, dass viele Leute Nein zu ihr sagten, genauso wie zu Lee, aber wie sie, hat sie sich davon nicht abhalten lassen und wegen dieser Hartnäckigkeit ist das Projekt jetzt zustande gekommen.“
Nach dem Drehbuch war die nächste kreative Entscheidung, welche von Lee Millers Fotografien in den Film aufgenommen werden sollten. Winslet erklärt: „Erst als die Struktur unserer Geschichte klar war, haben wir uns auf die Suche nach den Originalfotos gemacht, die Lee für diese Schlüsselmomente aufnahm.“ Aufnahmen von Hitlers Wohnung und des Konzentrationslagers Dachau waren entscheidend, aber auch die Fotografien der Selbstmorde in Leipzig, bei denen sich ganze Nazi-Familien umbrachten, wollten sie einbeziehen. Winslet dazu: „Es gibt ein sehr berühmtes Bild von der Tochter des Leipziger Bürgermeisters. Das Gesicht dieses jungen 15-jährigen Mädchens, das wie eine Puppe aussieht, ist dem Betrachter so nahe, dass man deutlich ihre perfekten, hübschen kleinen Zähne sehen kann. Dieses Nazi-Kind war von seinem Vater gezwungen worden, sich das Leben zu nehmen. Es ist ein entsetzliches und erschütterndes Bild. Es waren diese Bilder, die Miller als außergewöhnliche Kriegsfotografin auszeichneten. Deshalb war es wichtig, sie in den Film aufzunehmen, nicht nur, um ihre Fähigkeiten hinter der Kamera zu zeigen, sondern auch, um etwas von der Frau zu enthüllen, die sie war. „Es ist eine kraftvolle und mutige Arbeit“, erklärt Winslet. Lee Miller weigerte sich zuzulassen, dass Dinge vertuscht wurden. Zum Teil, weil sie selbst ein Trauma aus ihrer eigenen Jugend vertuschte, aber auch, weil sie sich wirklich gezwungen fühlte, so vielen Menschen wie möglich die Gräueltaten des Naziregimes zu offenbaren. Und das tat sie.“
Die in Dachau aufgenommenen Bilder zeugen von Millers Hartnäckigkeit als Kriegsberichterstatterin und von ihrem Engagement, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Für Winslet war es wichtig, dass sie gezeigt werden: „Anstatt aus der Ferne zu fotografieren, kletterte Lee in den Zug voller Leichen, stellte sich mitten unter sie und fotografierte die Gesichter der Sanitäter der US-Armee, die hineinschauten. Sie wollte zeigen, wie schrecklich das Geschehen wirklich war und welche Auswirkungen es auf die Menschen auf beiden Seiten des Krieges hatte, was die Menschen zu Hause einfach nicht wussten. Lee Miller schrieb zusammen mit ihrem Artikel an die Journalistin Audrey Withers und flehte die Leute an, ‚es zu glauben‘. Die Leute glaubten es nicht. Sie taten es nicht. Es ist bemerkenswert, wie lange große Teile des Holocausts vertuscht wurden. Wenn wir an die Nürnberger Prozesse denken, kommt es uns vor, als wären sie gerade erst passiert. Die Vertuschungen waren außergewöhnlich, aber Lee weigerte sich, so zu leben. Es hat sie völlig ruiniert. Aber das war das Bemerkenswerte an ihr, sie hat einfach weitergemacht.“ Es war ihre geistige Freiheit und ihre Ausdrucks- fähigkeit, die es ihr ermöglichten, den Krieg auf eine Art und Weise zu fotografieren, wie man es noch nie zuvor gesehen hatte. Solomon sagt dazu: „Sie war außergewöhnlich in ihrer Herangehensweise an das Leben. Das ist es, was sie und ihre Arbeit so einzigartig machte.“
Für Penrose war die Verwendung dieser Fotografien im Film nicht nur ein hilfreiches Mittel, um die Geschichte zu erzählen, sondern auch „eine wunderbare Würdigung ihrer Arbeit“, die es dem Publikum ermöglicht, viel mehr über die Fotografin zu erfahren: „Das Wichtigste, was ihre Fotografie ausmacht, ist Mitgefühl. Und das kommt von jemandem, der wusste, wie sich Leiden wirklich anfühlt. Sie wusste, wie es ist, an den Rand gedrängt zu werden, schlecht behandelt zu werden. Sie wusste, wie es ist, in Gefahr zu sein, und das spiegelt sich in ihrer Fotografie wider.“ Lee Miller wurde selbst in sehr jungen Jahren schwer misshandelt, aber anstatt sich davon zerstören zu lassen, nutzte sie ihr Einfühlungsvermögen, um die Welt um sie herum zu verstehen.
Kate Winslet war es sehr wichtig, dass ein Film über eine außergewöhnliche Frau auch aus einer weiblichen Sicht erzählt wird. Sie entschied sich daher ganz bewusst für eine Regisseurin. Kate Winslet und Ellen Kuras kennen sich seit ihrer gemeinsamen Arbeit für den Film „Vergiss Mein Nicht!“ (Casting: Jeanne McCarthy, Blythe Cappello) im Jahr 2003. „Die Fotografin“ ist das Regiedebüt der Kamerafrau. Kuras war begeistert: „Alles, was Lee Miller tat, tat sie mit Leidenschaft. Als sie Fotografin wurde, stürzte sie sich in die Arbeit. Und als Frau mittleren Alters zog sie in den Krieg und tat dies mit Herz, Kopf und Seele.“ Bei der filmischen Umsetzung des Drehbuchs waren sich beide einig, dass der Film die Fotografin hautnah und mit einem weiblichen Blick betrachten sollte. Kuras dazu: „Wir wollten bei ihr sein, sie atmen hören und sehen, was sie sah. Wir wollten diese Ereignisse mit ihr durchleben und stellvertretend visuell erfassen, was sie durchmachte. Damit wir sie als Person und als Frau, die sich in die düsteren Kriegsgeschehen stürzte, besser verstehen konnten.“
Der Zugang zu Millers Archiv war für den kreativen Prozess von unschätzbarem Wert. Die Regisseurin fährt fort: „Es war wirklich eine Fundgrube, aus der wir schöpfen konnten. Die Möglichkeit, Lees Fotomaterial und ihre Kontaktbögen zu sehen, gab uns einen Einblick in das, was sie sah und was sie dachte, als sie diese Aufnahmen machte. Sie waren gewissermaßen eine Landkarte dessen, was sie beim Fotografieren erlebte, und ermöglichten uns einen Blick hinter die Kulissen einiger ihrer berühmtesten Bilder.“
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Meist beginnt der Casting-Prozess für einen Film, sobald die Regie an Bord ist, aber wie bei so vielen Aspekten dieses Films waren viele der kreativen Entscheidungen bereits im Voraus von Winslet getroffen worden. Da sie bereits seit mehreren Jahren an dem Projekt arbeitete, hatte sie eine sehr klare Vorstellung. Sie erstellte eine Wunschliste von Schauspieler*innen, die in dem Film mitspielen sollten und wandte sich direkt an sie. Alle sagten zu. Einige von ihnen sogar schon zwei Jahre vor Drehbeginn.
Bei der Besetzung von David E. Scherman war es jedoch die Co-Autorin Marion Hume, die Andy Samberg für die Rolle vorschlug: „Er sieht genau aus wie er!“ Man konnte die Ähnlichkeit zwischen den beiden nicht leugnen. Winslet merkt an: „Er ist für Komödien bekannt und ich fürchtete, es ist vielleicht nicht die Art von Geschichte, an der er interessiert sein könnte. Dann traute ich mich aber, ihn zu fragen und er sagte ja!“ Später verriet Samberg, dass er wegen der vorgefassten Meinung, er sei eher der „lustige Typ“, ein wenig nervös war. Um ihm diese Angst zu nehmen, sagte Winslet: „Sobald du am Set bist, wirst du deinen Mund öffnen, du wirst David E. Scherman sein, und all diese Ängste werden sich in Luft auflösen.“ Und das taten sie auch.
Die namhafte Besetzung verdeutlicht das Interesse an diesem Projekt: Samberg spielt David E. Scherman, Fotojournalist des LIFE-Magazins; Alexander Skarsgård spielt den englischen surrealistischen Künstler, Fotografen und Autor Roland Penrose; Marion Cotillard spielt die Herzogin Solange D'Ayen, Modedirektorin der französischen Vogue und sehr enge Freundin von Lee Miller; Josh O'Connor spielt einen jungen Journalisten und Andrea Riseborough die britische Vogue-Chefin Audrey Withers. Weitere Darsteller*innen sind Noemie Merlant als Nusch Eluard, Arinzé Kene als Major Jonesy, Vincent Colombe als Paul Eluard, Patrick Mille als Jean D'Ayen, Samuel Barnett als Cecil Beaton und Zita Hanrot als Ady Fidelin.
„Das Gefühl, dass die Leute dabei sein und diese Geschichte erzählen wollen, war wirklich überwältigend für mich“, beschreibt Winslet. Einige Darsteller:innen fanden Winslets Engagement ebenso faszinierend. Dieser integrative Geist war während der gesamten Produktion sehr motivierend, wie Skarsgård erklärt: „Kates Leidenschaft war ansteckend. Es war klar, wie viel sie über jede der Figuren wusste und wie sehr sie sich für sie interessierte. Das hat mich und viele andere begeistert, ein Teil dieses Projekts zu sein.“ Für Cotillard war es nicht überraschend, dass Winslet so viele Schauspieltalente um sich scharen konnte: „Es war nicht schwer, ‚Ja‘ zu Kate Winslet zu sagen, und zu einer so erstaunlichen Geschichte, die so gut geschrieben war.“
Wie bei der Besetzung konnte Winslet auch beim Produktionsteam auf die Freundschaften und Arbeits- beziehungen zurückgreifen, die sie über die Jahre hinweg pflegte, so dass die Produktion ein herausragendes und preisgekröntes Team um sich versammeln konnte, darunter Kameramann Pawel Edelman, Produktionsdesignerin Gemma Jackson, Kostümbildner Michael O'Connor, die Stylistin Ivana Primorac und der zweifach mit dem Oscar® ausgezeichnete Komponist Alexandre Desplat. „Ebenso wie Lee Miller hat auch Winslet eine großartige Gabe, Menschen um sich zu sammeln und zu vereinen.“, sagt Solomon.
„Kate war für uns alle die treibende Kraft“, erklärt Ivana Primorac, „normalerweise sprechen die Abteilungs- leiter*innen vorab mit den Schauspieler*innen darüber, was sie über die jeweilige Figur in Erfahrung gebracht haben. Diesmal war es Kate, die es uns sagte, denn sie hatte mehr als acht Jahre lang dafür recherchiert.“
Der Film sollte in einer Welt spielen, in die das Publikum eintauchen kann: „Das geschieht nicht nur durch das Schauspiel, sondern auch durch Kleidung, Licht, Musik, den Look und die Räumlichkeiten, durch die sich die Figuren bewegen. Es ist unsere Aufgabe, alles zum Leben zu erwecken und das Publikum auf Lees Reise mitzunehmen“, erklärt Winslet.
Ein aufregender Moment kam, als sie den Komponisten Alexandre Desplat für den Film anfragten, erinnert sich Winslet: „Wir hatten ein Zoom-Meeting und am Ende sagte er nur, er sei begeistert, mitzumachen. Ellen und ich brachen beide in Tränen aus. Wir konnten einfach nicht glauben, dass er ja gesagt hatte.“ Um Lee Millers Welt zu erschaffen, machte sich das Team um die Produktionsdesignerin Gemma Jackson auf die mühsame Suche nach den zahlreichen benötigten Drehorten.
Sie durchkämmten Kroatien und Budapest und fanden dort die Kulissen für die unterschiedlichen Schau- plätze wie Dachau, Hitlers Wohnung in München, die Büros der Vogue in London, die Villa in Südfrankreich, die Straßen von Paris, ein Feldlazarett in der Normandie und viele mehr.
Das Drehbuch ermöglicht es dem Publikum, in Lee Millers Fotografien hinein- und wieder herauszuspringen. Auch dienten die Bilder dem Kreativteam als Inspirationsquelle, erklärt Kameramann Pawel Edelman: „Wir haben viele ihrer Fotos studiert, die Archivmaterialien durchsucht und uns die Orte angesehen, an denen sie sich aufhielt. Das beeinflusste sowohl bewusst als auch unbewusst unsere kreativen Entscheidungen.“
Für den Kostümbildner Michael O'Connor bot der Zugang zum Archiv auch die Möglichkeit, Lee Millers Originalkleidung auf einzigartige Weise zu verwenden. Er erklärt: „Wir konnten die Stoffe mit dem Laser kopieren, um viele von Lees Kleidern nachzubilden. Möglich wurde dies durch die zufällige Entdeckung mehrerer Kisten bei Farley's, die mit ‚Lumpen‘ beschriftet waren und in denen sich tatsächlich Lee Millers Kleidung befand!“ Winslet verrät „Wäre der Film drei Jahre früher gedreht worden, hätten wir ihre Kleider nie verwenden können, weil sie noch nicht entdeckt waren“, verrät Winslet.
Zusätzlich zu ihren Kleidern hatte O'Connor auch Zugang zu Millers Original-Armeeuniform. Er durfte sie sogar von Schneidern in der Londoner Straße Savile Row kopieren lassen, wo Lee Miller selbst ihre Uniform schneidern ließ. Penrose kommentiert: „Das ist die Art von Integrität und der Anspruch an Details, die im Mittelpunkt dieser Produktion standen.“
Der uneingeschränkte Zugang zum Archiv war für Winslet von unschätzbarem Wert. Er ermöglichte ihr, sich besser in Miller hineinzuversetzen: „Die Möglichkeit, all ihre Fotografien sichten zu können, war von entscheidender Bedeutung, aber mehr als alles andere half mir das Lesen ihrer Briefe an Roland und Audrey. Zusammen mit den Stunden, die ich mit ihrem Sohn Antony in ihrer Küche verbrachte, mit all ihren Sachen um uns herum. Das hat mir ein Gefühl dafür gegeben, wer sie hinter der Linse wirklich war.“ Zusammen mit einem Experten für Rolleiflex-Kameras erlernte Winslet auch die Grundlagen des Fotografierens, damit ihre Arbeit authentisch erscheint. Während der Dreharbeiten, waren auch richtige Filme in ihrer Rolleiflex.
Nach all den Jahren der Recherche, des Schreibens, Planens und Ringens war es für Winslet an der Zeit, die Dinge in die Hand zu nehmen und trotz kleinerer Zweifel das Filmprojekt voranzutreiben: „Ich hatte ein paar Momente, in denen ich gestresst war oder mir Sorgen machte. Dann hörte ich Lee Miller sagen: ‚Mach weiter!‘ Und wie sie, dachte ich: Hör auf, darüber zu reden. Hör auf, es zu sehr zu analysieren. Lass es uns einfach tun!“
Die Oscar-Preisträgerin Kate Winslet wurde beim diesjährigen Filmfest München für ihre Verdienste um die Filmkunst mit dem CineMerit Award ausgezeichnet.
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