Leslie Malton © Thomas Leidig | Hans-Werner Meyer © Jonas Sjarov | Kerstin Schilly © La Maison Film GmbH |
Zum Auftakt des Deutschen Schauspielpreis 2023 sprachen wir mit Leslie Malton (1. Vorsitzende des BFFS-Vorstands) und Hans-Werner Meyer (2. Vorsitzender des BFFS-Vorstands und Mitglied des Gestaltungsteams) über die Bedeutung und den Einfluss dieses renommierten Preises auf die schauspielerische Gemeinschaft, die wachsende Solidarität innerhalb der Branche sowie die Rolle bei der Thematisierung gesellschaftlicher Fragen.
Außerdem erläutert Kerstin Schilly, Geschäftsführerin von La Maison, Film und Veranstaltungspartnerin des DSP, die Herausforderungen bei der Organisation dieses bedeutenden Events und wie die After-Show-Party den perfekten Ausklang für die Gewinner*innen und Gäste bietet. Erfahrt mehr über die inspirierenden Botschaften und das soziale Engagement, das den Deutschen Schauspielerpreis auszeichnet und was Backstage abläuft.
Für alle die nicht live dabei sein können: casting-network überträgt den Deutschen Schauspielpreis in Kooperation mit der Pensionskasse Rundfunk und Preproducer am 15. September ab 19:30 Uhr im Livestream.
Du setzt Dich als 1. Vorsitzende des BFFS-Vorstands für die Belange der Schauspieler*innen ein. Wie hat der Deutsche Schauspielpreis in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, die schauspielerische Gemeinschaft zu stärken?
Leslie Malton: Kolleg*innen, die genau Bescheid wissen, was unseren Beruf ausmacht, worauf es ankommt und wie man unter manchmal sehr schweren Bedingungen große Leistungen hervorbringt, erkennen und preisen die Leistungen ihrer Kolleg*innen. Dieser Vorgang hat sich in der Schauspielgemeinschaft durch einen intensiveren Zusammenhalt bemerkbar gemacht. Alles, was zum DSP gehört, das gemeinsame Sichten der Filme und die Diskussionen danach, der Nominierten-Brunch, die Verleihung und das vorherige Warm-up sind der Beweis, dass das Interesse füreinander groß ist. Die Empathie, das Verständnis, die gegenseitige Unterstützung und Solidarität im Kampf um und für unseren Beruf sind eindeutig gewachsen.
Du bist 2. Vorsitzender des BFFS-Vorstands und Mitglied des Gestaltungsteams.
Wer gehört alles zum Team und was sind Eure Aufgaben?
Hans-Werner Meyer: Nadine Heidenreich, Christian Senger und ich bilden das Gestaltungsteam. Wir verantworten seitens des BFFS die Organisation des Deutschen Schauspielpreises. Dabei liegt unser Schwerpunkt bei der inhaltlichen Vorbereitung. So gehören u.a. die Ausgestaltung des Kategoriegerüstes, die Zusammenstellung und Betreuung der unterschiedlichen Jurys, die inhaltliche, künstlerische und dramaturgische Gestaltung des Abends und die Rekrutierung der Präsentation*innen und ggf. anderer beteiligter Künstler (z.B. Autor*innen, Regisseur*innen oder Komponist*innen) zu unserem Aufgabenbereich.
Hans-Werner, Christian & Nadine © La Maison Film GmbH | © La Maison Film GmbH |
Du trägst mit Deinem Team als Co-Veranstalterin zur Gestaltung des Deutschen Schauspielpreises bei.
Wann startet Ihr mit den Vorbereitungen?
Kerstin Schilly: Nach dem Preis ist auch immer gleich vor dem Preis. Wir starten sehr zeitig mit den Vorbereitungen. Der Preis hält uns ganzjährig in Atem – von der Bestellung der Filme, der Suche nach Partner*innen und Location, der Gesamtorganisation und vielen vielen Meetings. Es wird nie langweilig.
Bei der Auswahl der Nominierten für den Deutschen Schauspielpreis spielen verschiedene Kriterien eine Rolle.
Welche Aspekte sind Dir besonders wichtig, um herausragende Leistungen zu würdigen?
Hans-Werner Meyer: Zunächst und am Wichtigsten. Es geht nicht um Bewertung und Ranking, sondern um Inspiration, es geht darum, jene Kolleg*innen zu ehren, die uns in besonderer Weise inspiriert haben. Es geht darum, die verschiedenen Spielmöglichkeiten zu feiern. Da die Nominierungsjury entscheidet, welche Kolleg*innen nominiert werden, ist sie es auch, die die Kriterien dafür definiert. Mir ist dieser Entscheidungsprozess wichtig, und dass er aus der Mitte der Schauspielerschaft kommt, dass also Schauspieler*innen definieren, was sie an ihren Kolleg*innen besonders inspiriert. Jedes Jahr durchleben sieben bis acht Schauspielende diesen äußerst intensiven Meinungsbildungsprozess, bei dem sie konstruktiv darüber streiten, welche Spielentscheidungen und Spielweisen die Mitglieder unbedingt sehen sollten, um dann über sie abzustimmen. Da geht es dann um Zusammenspiel, Intensität, Authentizität, Vielfältigkeit, Selbstverständlichkeit, Ausdrucksstärke, Konsequenz, etc.
Der Deutsche Schauspielpreis thematisiert oft gesellschaftliche Fragen.
Welche Botschaft möchtet Ihr in diesem Jahr vermitteln, sowohl innerhalb der Branche als auch darüber hinaus?
Leslie Malton: Indem wir Gesine Cukrowski und Silke Burmester für ihre Initiative „Let's Change The Picture“ zur Förderung der Sichtbarkeit von Frauen 47+ mit dem Ehrenpreis Inspiration auszeichnen und die iranische Menschenrechtsaktivistin Shole Pakravan für „Mut und Tapferkeit im Iran“ mit dem Deutschen Fairnesspreis ehren, setzen wir den Akzent auf Parität und Gerechtigkeit. 20 Prozent der Menschen in unserer Gesellschaft sind Frauen über 47. Die müssen sichtbarer werden. Und seit über einem Jahr gibt es im Iran eine gesellschaftliche Revolution, in Gang gesetzt und maßgeblich getragen von Frauen, die nicht länger bereit sind, als Menschen zweiter Klasse behandelt und von einem verbrecherischen Regime in Geiselhaft genommen zu werden. Fairness braucht Gleichbehandlung und Gerechtigkeit.
Gesine Cukrowski © Miriam Knickriem | Silke Burmester © Eva Häberle | Shole Pakravan © privat |
Der Deutsche Schauspielpreis würdigt nicht nur schauspielerische Leistungen, sondern auch kulturelle, diverse und intersektionale Beiträge der Branche. Wie tragt Ihr dazu bei, dass dieser Aspekt während der Veranstaltung sichtbar wird? Wie wurde das in das diesjährige Konzept integriert?
Hans-Werner Meyer: Der gerade erwähnte Ehrenpreis Inspiration und der Deutsche Fairnesspreis sind die Werkzeuge für unseren „Blick über den Tellerrand“. Sie geben uns die Möglichkeit, den Blick auf Menschen und Institutionen zu lenken, die sich engagieren und unsere Branche inklusiver und die Gesellschaft fairer machen wollen. Darüber hinaus bemühen wir uns seit Jahren darum, die verschiedenen Jurys und das Personal auf der Bühne bei der Verleihung so divers wie möglich zu besetzen. Dass die Riege der Nominierten ebenfalls ziemlich divers ist, zeigt, wie selbstverständlich dieser Aspekt inzwischen geworden ist. In diesem Zusammenhang soll aber natürlich nicht unerwähnt bleiben, dass der Schauspielpreis vom Bundesverband Schauspiel vor allem auch als ein Instrument entwickelt wurde, um unseren politischen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Das alles überragende Zukunftsthema für die gesamte Branche ist zweifellos der Umgang mit KI. Dass wir uns mit den Forderungen der US-Schauspieler*innengewerkschaft SAG AFTRA solidarisieren, betonen wir immer wieder. Denn nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland besteht die Gefahr, dass Schauspieler*innen und Synchronschauspieler*innen in Zukunft durch KI-generierte Avatare ersetzt würden. Derzeit ist es noch ziemlich teuer, solche Avatare zu entwickeln, und die hiesigen Produktionsfirmen können damit noch nicht im großen Stil einsparen, außer bei Kompars*innen. Ich bin aber sicher, dass KI angewendet werden wird, sobald sich das ändert.
Neben der Anerkennung schauspielerischer Leistungen, vergebt Ihr im Rahmen des Deutschen Schauspielpreises auch Preise für soziales und besonderes Engagement, für ein faires Miteinander und für Nachhaltigkeit. Gibt es hier eine*n Preisträger*in, über die Du Dich besonders gefreut hast?
Leslie Malton: Alle drei oben erwähnten Preisträgerinnen haben wichtige gesellschaftliche Veränderungen angestoßen. Ich freue mich über alle drei gleichermaßen. Der Deutsche Fairnesspreis ist übrigens ein Gemeinschaftspreis mit unserer Schwestergewerkschaft ver.di, mit der wir auch gemeinsame Verhandlungen mit Verwerter*innen und der Produzentenallianz führen und in vielen anderen Bereichen zusammenarbeiten. Diese Kooperation zeigt, dass wir durch die Bündelung von Interessen und Kooperation sehr viel mehr erreichen können, als einzeln. Insofern ist diese Zusammenarbeit an sich schon ein Symbol für faires Miteinander.
Bei der Organisation einer solchen Veranstaltung gibt es sicherlich logistische Herausforderungen. Könntest Du uns einen Einblick geben, welche Herausforderungen Ihr bei der Zusammenarbeit mit dem BFFS und anderen Partner*innen bewältigen musstet?
Kerstin Schilly: Natürlich stellte uns insbesondere die Pandemie vor gewaltige Herausforderungen. Ein 70-seitiges Hygienekonzept, gesonderte Wegeleitung, verringerte Anzahl der Gäste, Abstände an den Tischen und ein hygienisch verpacktes Catering, Masken und Testerfordernisse galt es zu lösen. Es war wie in einem Science-Fiction-Film. Aber tatsächlich stellen sich bei jeder Veranstaltung immer wieder Probleme und Hindernisse in den Weg, selbst ohne Pandemie. Von Technik über plötzliche Wettereinbrüche bis hin zu kurzfristigen Absagen von Preisträger*innen oder Präsentator*innen. Spontan Ersatz suchen oder eine Preisträger*in an Stelle des geplanten Fluges plötzlich per Auto durch ganz Deutschland fahren, ich glaube wir haben schon viele kurzfristige Herausforderungen lösen müssen – aber am Ende immer eine großartige Verleihung feiern können.
Welche besonderen Herausforderungen gab es dieses Jahr, um eine reibungslose Preisverleihung sicherzustellen, und wie habt Ihr sie bewältigt?
Hans-Werner Meyer: Der Preis wird ja mit Sponsorengeldern finanziert. Aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie und der Inflation waren die in diesem Jahr äußerst knapp. Wir mussten also viele schwere Entscheidungen aufgrund des Spardrucks treffen. Dadurch konnten wir z.B. nur 600 Gäste einladen, was uns besonders schmerzt, weil das bedeutet, dass wieder nur wenige Mitglieder kommen können. Ansonsten sind es jedes Jahr dieselben Herausforderungen, die es zu bewältigen gibt: Die terminliche Koordinierung der Nominierten und Präsentator*innen, kurzfristige Absagen aufgrund terminlicher Veränderungen, um nur die für uns herausforderndsten zu nennen.
Für mich in meiner Doppelfunktion als Vorstand des BFFS und Mitglied des Gestaltungsteams des Schauspielpreises besteht allerdings die besondere Herausforderung darin, zusammen mit dem Vorstand die inhaltliche Ausrichtung in dem jeweiligen Jahr festzulegen, die Preisträger*innen in den Kategorien Ehrenpreis Lebenswerk und Ehrenpreis Inspiration zu finden und das jeweilige Thema für den Deutschen Fairnesspreis zu finden. Besonders mit den letzten beiden definieren wir, in welchem gesellschaftlichen Umfeld wir uns als Schauspielende sehen.
Wenn die Abmoderation läuft und das Abschlussfoto gemacht ist, wie gestaltet La Maison den Ausklang der Veranstaltung? Gibt es besondere Aktivitäten oder Momente, die Ihr den Gästen und Gewinner*innen nach der offiziellen Zeremonie bietet, um das Ereignis gebührend abzuschließen?
Kerstin Schilly: Wir geben uns sehr viel Mühe eine schöne After-Show-Party zu gestalten. Neben Food-Ständen und Bars gibt es im Spindler & Klatt auch viele tolle Möglichkeiten sich zu begegnen, auszutauschen und zu feiern. Oder auch einfach auf der Terrasse oder in den gemütlichen Lounges mit Blick auf die Spree zu entspannen. Wir merken, dass die Schauspieler*innen sich wirklich freuen, sich zu treffen. Die Stimmung ist ein bisschen wie bei einem Familientreffen. Das Highlight ist sicherlich aber auch der Partyteil mit DJ’s – in diesem Jahr dürfen wir uns erneut auf das Set von Lars Eidinger freuen. Die Stilettos dürfen dann gerne abgestreift werden und die Gewinner*innen und Gäste rocken den Dancefloor.
Johanna Kappauf © La Maison Film GmbH | Gisa Flake © La Maison Film GmbH |
Weiterführende Infos zum Deutschen Schauspielpreis findet Ihr unter: www.schauspielpreis.com
Telefon: | 0221 - 94 65 56 20 |
E-Mail: | info@casting-network.de |
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