Rainer Brandt - Steckbrief
Das Multitalent ist Schauspieler mit einem Bambi im Regal, Synchronsprecher und Regisseur mit eigenem Studio in Kleinmachnow bei Berlin sowie Vorstandsvorsitzende des Deutschen Preis für Synchron. Last but not least zusammen mit Michael Haacke Pate diesen Internetportals im Fachbereich Synchronisation. Die Autorin hatte mit Rainer Brandt bisher nur über das Telefon Kontakt. Anlässlich des Deutschen Preis für Synchron besuchte sie den Meister des Synchrons nun endlich mal persönlich in seinem Studio in Kleinmachnow.
>Rainer Brandt! Noch nie gehört?
Gesehen haben Sie den Bambi-Preisträger sicherlich schon einmal. Seit vielen Jahren verschafft sich Rainer Brandt vor allem Gehör in der Synchronisations-branche.
So spricht Rainer Brandt bspw. Tony Curtis, oder anders gesagt: Man hört, Rainer Brandt wenn man den amerikanischen Star sieht.
Zur Kultfigur wurde der Synchronmeistersicherlich in den 70er- und 80er-Jahren, als er zusammen mit Karl-Heinz Brunnemann eine neue Form der humorvollen Synchronisation entwickelte. Er selbst nennt es Schnodder-Deutsch. Eine Sprache, zusammengewürfelt aus Berlinismen, Jiddisch, ein bisschen Unterwelt und etwas Gosse. Und sehr viel Humor gepaart mit Phantasie. Diese Kampf- und Dampfklauberei machte Schule.
Zwei Tage vor der Verleihung des Deutschen Preis für Synchron traf ich Rainer Brandt in seiner heimischen Produktionsfirma in Kleinmachnow bei Berlin.
Warum führt die Synchronisationsbranche in Deutschland ein solches Schattendasein?
Ein Grund ist sicherlich, dass in Deutschland anders als in Amerika die Stimmen nicht vermarktet werden. Das ist einfach noch zu wenig entwickelt. Wenn die deutschen Fassungen dann hierzulande gezeigt werden, hat das absurde Folgen wie bspw. bei „Shrek 2“: Ein Film mit Cameron Diaz und Antonio Banderas, hä? Das ist nicht mehr Banderas, den WIR da hören, sondern Benno Fürmann. Immerhin taucht hier auch am Ende sein Name auf! Doch welcher deutscher Zuschauer sitzt da noch im Sessel? Mit unter sind dafür diese jungen dynamischen Typen Schuld. Ich will es nicht verallgemeinern, aber die haben Ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Und wenn hierzulande PR betrieben wird, dann legt sich ein Augenmerk auf Branchenfremde wie beispielsweise die Klitschko-Brüder bei „Die Kühe sind los“. Hauptsache: Name dropping. Schade, ist es dann wirklich, wenn die wahren Branchenprofis –lassen wir das Gagenproblem mal außen vor- nicht namentlich zu Ehren kommen. Das ist auch ein Anliegen des Deutschen Preis für Synchron. Wir wollen die Synchronschauspieler dem Zuschauer näher bringen. In anderen Ländern wie beispielsweise in Frankreich und Italien läuft das ganz anders! Damit wir dies hierzulande erreichen, müssten alle aus der ganzen Branche zusammen arbeiten. Dies ist auch für die Verbesserung der Qualität sehr wichtig!
Der Deutsche Preis für Synchron wird nun zum fünften Mal vergeben. In welchen Kategorien wird er vergeben und welche Medien berichten darüber?
In sieben Kategorien wird der Preis vergeben und zwar für Herausragende weibliche und männliche Synchronarbeit, Nachwuchsleistung, Synchrondrehbuch, Synchronregie, herausragende synchronisierte TV-Serie und synchronisierter Trick- und Animationsfilm. Aus zahlreichen Einsendungen aus Kino und TV-Serien werden die Preisträger von einer fünfköpfigen Jury ermittelt. Darüber hinaus wird es dieses Jahr auch wieder einen Ehrenpreis geben. Erstmals wird auch ein Publikumspreis für eine Serie vergeben. Waren es zunächst nur einige wenige Printmedien, die einen Dreizeiler brachten, so wurden immer mehr Redaktionen auf uns aufmerksam. Inzwischen ist es eine ganze Reihe von Fernsehstationen, die über dieses Ereignis berichten. Ob diese Preisverleihung einmal in der Marlene Dietrich Halle oder dem Berlinale Palast unter Mitwirkung großer internationaler Showstars stattfinden wird, das liegt heute noch im Dunkeln. Durch die Tatsache aber, dass deutsche Bearbeitungen ausgezeichnet werden, hat sich auch die Qualität der eingereichten Arbeiten in den vergangenen Jahren merklich verbessert. Künstler worden gefunden, die dem Preis eine Form geben konnten.
Wer „castet“ die Synchronschauspieler?
Was die Stimmenauswahl betrifft, so entscheidet manchmal der Verleih, manchmal die Leitung der Produktionsfirma oder der Aufnahmeleiter. Einmal sagt der Verleih: wir möchten den. Dann nehmen wir also den- auch wenn wir anderer Meinung sind. Haben wir freie Hand, dann schauen wir in unseren Listen nach, wer die Rolle bisher schon einmal gesprochen hat. Wenn jemand weniger oft dort geführt ist, dann lassen wir das. Hier und da gibt es Mal Spinner: Ach lass uns den doch austauschen. Wir wollen Mal was Neues ausprobieren. Die anschließende Verwirrung beim Zuschauer ist die Folge. Ich finde, dass man es so wie früher machen sollte: Also dabei bleiben. Man sollte das Publikum nicht unterschätzen. Gegenüber dem amerikanischen Originalstimme haben sich hier auch ganz eigenständige Charaktere entwickelt: Ich sage hier nur Eddie Murphy! Es war in Deutschland mal genauso: Es gab feste Sprecher! Sean Connery wurde bspw. von Gert-Günter Hofmann gesprochen. Der ist ja nun leider tot. Solch eine Persönlichkeit wurde eigentlich nicht getauscht. Das ist erst später gekommen. Heute gibt es dieses Gebot selbst bei Stars nicht mehr wie jüngst bei „Troja“ zu hören: Brad Pitt wird nicht von Tobias Meister gesprochen. Das ist nicht gut Ich sage hier nur: Schuster bleib bei Deinen Listen.
Wie sind Sie zu Ihrem ersten Synchronjob gekommen?
Ich werde oft gefragt, wie kommt man eigentlich zu einem so lukrativen Synchronjob? Schon allein die Bezeichnung und Fragestellung ist falsch. Ob man heute auch noch von lukrativ sprechen kann, wage ich zu bezweifeln. Die früheren Profis sind alle weg oder tot. Die alten Hasen kamen alle vom Theater oder der Musik. Ich halte – Nachwuchstalente außen vor - den klassischen Weg immer noch für den besten und einzig richtigen: Schauspielschule, mit dem betreffendem Sprechunterricht, dann kommt das Theater das Training auf der Bühne. Dann kommt der Film. Ich selbst absolvierte meine Ausbildung am Max Reinhard Seminar in Wien, spielte Theater und drehte u. a. mit O.W. Fischer oder Maria Shell. Vertreten wurde ich damals übrigens von der wunderbaren Agentin Erna Baumbauer. Ins Synchrongeschäft bin ich dann einfach reingerutscht. Zunächst als Sprecher und dies beim Klassenfeind im Osten bei der DEFA. Die engagierten mich für eine Hauptrolle bei „Wenn die Kraniche ziehen“. Das führte ich dann im Westen weiter. Später avancierte ich dann zum Regisseur und Drehbuchautor und gründete meine eigene Produktionsfirma. Die Kirchpleite traf natürlich die gesamte Branche hart. Heute bestimmt die Synchronisation von Serien, Spielfilmen und Animationsfilmen den Markt. Sicherlich interessant, aber von unserer Seite noch zu wenig ausgeschöpft, ist der Hörbuchbereich.
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Tina Thiele studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften und Kulturelles Management in Köln. Sie ist Chefredakteurin von "casting-network. Das Branchenportal". Mehr zu ihrer Person finden sie in der unter der Rubrik: Über uns.
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