Profil ten4you:
ten4you wurde im Jahr 2000 gegründet und ist eine professionelle, kooperative Schauspieleragentur.
Das System von kooperativen Schauspieleragenturen existiert in Großbritannien seit 25 Jahren erfolgreich und ist dort weitverbreitet. Im Gegensatz dazu, ist ten4you z.Zt. noch die einzige so arbeitende Schauspieleragentur auf dem europäischen Festland. Kooperativ bedeutet, dass die 18 Schauspielerinnen und Schauspieler alle organisatorischen, logistischen und inhaltlichen Fragen gemeinsam entscheiden, ausführen und mittragen. Die Verantwortung für den Bürobetrieb, die Akquisition, die Werbung und die Außendarstellung werden gemeinsam übernommen. Die Agentur vermittelt ausschließlich professionell ausgebildete Schauspielerinnen und Schauspieler, intern leisten die Mitglieder der Agentur gegenseitiges Coaching und Vorbereitung auf Castings und Drehtage.
Außerdem kooperiert ten4you mit diversen Filmhochschulen und unterstützt Independent-Filmproduktionen.
Wir sprachen mit dem Gründungsmitglied Stephan Bürgi und dem Geschäftsführer Joachim Schweizzer.
Beide sind, selbstverständlich, auch Schauspieler.
Stephan Bürgi = S.:
Joachim Schweizzer = J.:
Wie kam es zur Gründung von ten4you?
S.: Im Jahr 2000 hatten zehn Schauspieler genug davon, als Einzelkämpfer zu agieren. Sie teilten die Überzeugung, dass sie durch die Schaffung eines gemeinsamen Netzwerkes und einer Bewerbungsgemeinschaft ihre beruflichen Chancen verbessern können.
Warum habt Ihr euch für dieses kooperative Modell entschieden?
J.: Grundsätzlich kann man feststellen, dass es vier Modelle gibt: Den Einzelkämpfer, die gute Agentur, die weniger gute Agentur und uns. Der Einzelkämpfer kommt ohne Glück nicht weit, eine gute Agentur zu finden ist schwer und einige von uns hatten bereits Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit nicht ganz so guten Agenten. Dort vermissten wir aktive Beteiligung, Transparenz und das Einfordern von Eigenverantwortung. Für uns selbst waren allerdings keine direkten Vorbilder vorhanden. Auch war von einem kooperativen Modell noch nicht die Rede sondern vielmehr von einer gemeinsamen Unternehmung, die auf dem gleichmäßigen Einsatz der Energien aller Beteiligten aufbaut.
Hatte eines der Gründungsmitglieder schon Erfahrungen mit diesem Modell der Schauspielervertretung gemacht?
S.: Nein. Gerüchteweise gab es schon den ein oder anderen Versuch einer Gruppe von Schauspielern, sich gemeinsam darzustellen, die aber bereits in der Anfangsphase scheiterten. Nicht unbedingt eine Tatsache, die uns den Start in der Branche leichter gemacht hat.
Hattet Ihr in der Anfangszeit oder jetzt noch externe Beratung von Agenten?
S.: Nein. Wir haben versucht, immer sehr wache Augen und offene Ohren für die Bedürfnisse der Caster, Redakteure und Produzenten zu haben und uns in Beziehung zu diesen Personen als Dienstleister zu begreifen. Für die vielen offenen Worte sind wir sehr dankbar und sie haben es möglich gemacht, Fehler zu vermeiden und unser Vorgehen zu optimieren.
Wie sieht die Aufgabenverteilung in Eurer Agentur aus?
J.: Es gibt klare Verantwortungsfelder und Verwaltungsstrukturen. Damit sind wir sehr schnell und kompetent bei Anfragen aller Art und können einen ständig wachsenden Kundenstamm intensiv betreuen. Zudem nutzen wir gemeinsam unsere natürlichen Ressourcen als Schauspieler - langjährige Erfahrung im Beruf, Tätigkeiten als Coach, Regisseur, Autor oder Schauspieldozent - und können dadurch unseren Mitgliedern eine breite Betreuung und Beratung anbieten.
Nehmt Ihr noch weitere Schauspieler in die Agentur auf?
S.: Die Idee „ten4you" entwickelt sich weiter und so soll auch mit Augenmaß die Mitgliederzahl wachsen.
Welche Vorraussetzungen müssen diese erfüllen?
J.: ten4you ist in seiner Form eine außergewöhnliche Agentur, die auch an ihre Mitglieder besondere Anforderungen stellt. So muss eine große Mehrheit der Mitglieder von der schauspielerischen Qualität des Bewerbers überzeugt sein, dazu braucht er oder sie natürlich aussagekräftiges Bewerbungsmaterial. Außerdem muss der Bewerber Erfahrungen in der Arbeit vor der Kamera haben, freischaffend und durch die ZAV anerkannt sein. Aufgrund der besonderen Anforderungen bei der Mitarbeit in der Agentur, müssen Bewerber ihren Hauptwohnsitz und Lebensmittelpunkt in Berlin oder Potsdam habe und zuverlässig und verantwortungsbewusst sein. Natürlich ist es wichtig, dass der Bewerber Zeit und Lust hat, in unserem Team zu arbeiten.
Welche Erfahrungen habt Ihr im Kontakt mit Produzenten/Redakteuren, Regisseuren und Casting-Directors gemacht?
J.: Überwiegend sehr gute. Wir haben einen Stamm an Personen, mit denen wir sehr professionell zusammenarbeiten, die regelmäßig Anfragen an uns stellen und uns weiter empfehlen.
Gibt es von deren Seite manchmal Berührungsängste oder Zweifel?
S.: Es gab sie zu Beginn. Mittlerweile konnten wir durch unsere Zuverlässigkeit und Professionalität als Agentur sowie durch unsere Schauspieler bei den meisten nicht nur die Zweifel ausräumen, sondern sogar aktive Unterstützung erfahren. Dem einen oder anderen ist auch nicht mehr bewusst, dass hinter ten4you ein anderer Agenturaufbau steht. Schließlich ist das auch nicht von Belang, denn er möchte gute Schauspieler und wir vermitteln diese.
Warum, glaubt Ihr, hat sich dieses Modell außerhalb von Großbritannien noch nicht weiter durchgesetzt?
J.: Die Agenturenlandschaft in Deutschland hat ja eine vergleichsweise kurze Geschichte. Warum es allerdings in keinem anderen Land zur Entstehung eines vergleichbaren Modells gekommen ist, stellt für uns selbst ein Rätsel dar. Sicherlich benötigt man zur Gründung eine sehr glückliche Konstellation von Personen.
S.: In der Folge ist dann ein langer Atem nötig, um Strukturen zu entwickeln, zu erproben und manchmal auch wieder zu verwerfen. Ten4you entwickelte sich völlig unabhängig zu den englischen Coops. Auch wenn wir seit ein paar Jahren den gegenseitigen Kontakt pflegen, so sind unsere Strukturen doch ganz unterschiedlich.
Stoßt Ihr manchmal an organisatorische Grenzen?
S.: Ten4you ist noch nicht zu Ende entwickelt. Mit jedem neuen Schauspieler entstehen neue Ideen und Felder, die wir noch bearbeiten wollen. Da können Engpässe entstehen. Immerhin bieten wir eine tägliche Erreichbarkeit von 10 bis 18 Uhr. Andererseits arbeiten bei uns 18 Personen mit, was uns oft flexibler und handlungsfähiger macht als eine „ein Mann Agentur".
Macht Ihr auch alle Verträge selbst, oder habt ihr einen Rechtsberater?
J.: Wir haben externe Fachberater in den unterschiedlichsten Bereichen. Aber wie jede andere Agentur machen wir auch Verträge. Über acht Jahre Agenturerfahrung und das zum Teil wesentlich längere Wissen aus der eigenen Schauspielerzeit geben uns da einen Umfang an Know-How.
Geht durch Wegfall eines Agenten die gesamte Gage an den Schauspieler, oder wird die Provision unter Euch aufgeteilt?
J.: Die Agentur ist Mieter von Büroräumlichkeiten in Berlin Mitte, ausgestattet mit mehreren kompletten Arbeitsplätzen. Wir stellen regelmäßig qualitativ hochwertiges Material her, zum Beispiel unseren Katalog, welches breit verteilt wird. All diese Kosten (und noch einiges mehr) werden durch die Provisionsregelung finanziert, die sicher etwas freundlicher ausfällt, als es Usus ist.
Seht Ihr auch Nachteile darin, ohne Agenten zu arbeiten?
S.: Jedes System hat seine Vor- und Nachteile. Aber die Systeme sollen auf die jeweils entsprechenden Leute zugeschnitten sein. Ein zentraler Agent, der alle Stricke in der eigenen Hand hält, kann stark und kompetent sein. Unsere Vorteile sehen wir darin, eine Vielfalt an Können, Wissen und Arbeit, auf viele Köpfe, Schultern und Hände zu verteilen um dadurch den Erfolg des Einzelnen möglich zu machen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Schauspieler vertreten Schauspieler - Agenten in eigener Sache. Dieses Prinzip führt ten4you als kooperative Schauspieleragentur einzigartig auf dem europäischen Festland konsequent zu Ende. Daneben gibt es aber in Deutschland auch ähnliche Modelle, die wir Ihnen im Anhang zu diesem Interview gerne vorstellen möchten: achtfrauen und Weiber & Kerle.
Anhang ansehen / runterladen:
Tina Thiele studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften und Kulturelles Management in Köln. Sie ist Chefredakteurin von "casting-network. Das Branchenportal". Mehr zu ihrer Person finden sie in der unter der Rubrik: Über uns.
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