Antoine Monot, Jr. - Steckbrief
Antoine Monot, Jr. spielte in Filmen wie „Absolute Giganten", „Das Experiment" und „Die Blaue Grenze". Nachdem er in den letzten Jahren als Gründer und Programmleiter des Zurich Film Festivals gearbeitet hat, übernahm er 2008 die Funktion des „Head of Development" bei Condor Films. Außerdem ist Antoine Monot, Jr. im Vorstand des Bundesverbands der Film- und Fernsehschauspieler (BFFS).
Eine Frage zu Beginn: kannst du noch deinen Namen tanzen?
Nein, nicht mehr (lacht). Aber die Zeit auf der Waldorfschule war schon genau das Richtige für mich. Ich war 9 Jahre dort und könnte mir auch vorstellen, meine Kinder in so eine Schule zu schicken.
Wie bist du zum Schauspiel gekommen?
Mein Vater ist Dirigent und Komponist, meine Mutter war 20 Jahre lang Schauspielerin, bevor sie den Beruf gewechselt hat. Mit 11 Jahren wusste ich, dass ich Schauspieler werden möchte. Das war klar für mich.
Du hast eine Regieausbildung gemacht, hast du dort etwas für das Schauspielen mitgenommen?
Nein, da habe ich nur wenig mitgenommen, glaube ich. Ich habe auch keine klassische Schauspielausbildung, die habe ich mir sozusagen selber geholt: beim drehen vor Ort. Die ersten Regisseure, zum Beispiel Sebastian Schipper, mussten in allen Bereichen, künstlerisch und menschlich, sehr leiden und viel Zeit in mich investieren (lacht) - das tut mir bis heute leid. Ich glaube, dass jeder Mensch ein Schauspieler sein kann. Man muss nur lernen, seine Hemmungen auf der Bühne oder vor der Kamera abzulegen. Wichtig ist natürlich auch die Erfahrung, die man mit der Zeit sammelt. Aber wenn man lernen will zu spielen muss man David Mamet lesen. Der sagt dazu alles was gesagt werden muss und vor allem gesagt werden kann.
Aber habt Ihr beim BFFS nicht bestimmte Kriterien, nach denen Ihr bewertet, wer in den Verband eintreten darf und wer nicht?
Wichtig ist, dass ein potenzielles Mitglied als Schauspieler arbeitet. Die Art der Ausbildung, oder ob er oder sie von einer Agentur vertreten wird ist nicht wichtig. Wir prüfen jedes Mitglied individuell und entscheiden dann über die Aufnahme. Aber es gibt dabei keine festen Kriterien wie Anzahl der Drehtage oder Agenturvertretung.
Die Arbeit als Schauspieler ist natürlich nicht der einfachste Beruf. Welche Schwierigkeiten hattest du in deiner Laufbahn?
Bevor ich zum Film kam, hatte ich schon Theatererfahrung sammeln können. Als ich dann zu drehen anfing, musste ich auch vier Jahre auf meine erste Kinohauptrolle in „Absolute Giganten" warten. Da gab es schon die ein oder andere schwierige Phase. Aber nach dieser ersten Hauptrolle habe ich kontinuierlich durchgearbeitet. Inzwischen kann ich bei meiner Rollenauswahl wählerisch sein. Ich bin in der sehr luxuriösen Lage, die Schauspielerei nicht mehr hauptberuflich zu betreiben. Durch meine anderen Tätigkeiten, zum Beispiel bei Condor Films oder beim Zurich Film Festival kann ich mir erlauben, das zu machen, worauf ich Lust habe.
Seit wann bist du beim BFFS und was ist deine Aufgabe dort?
Ich bin bereits kurz nach der Gründung des Verbandes eingetreten. Beim Deutschen Filmpreis 2006 bin ich angesprochen worden und bin dann relativ schnell Mitglied geworden. Ich stellte dann fest, dass Sie für Ihre Homepage ein Content Management System verwendeten, mit dem ich mich sehr gut auskenne, da ich im Internet das dafür größte deutschsprachige Forum aufgebaut habe, und habe deshalb meine Hilfe angeboten. So habe ich die Betreuung der Homepage übernommen und ging dann in den Vorstand. Heute kümmere ich mich um die Marketingaktivitäten des BFFS. Da gibt es ja auch einen Zusammenhang, denn die Homepage ist eines der Hauptinstrumente unserer Marketingstrategie.
Wie würdest du den BFFS beschreiben, was verkörpert Ihr?
Wir vertreten als Berufsverband für Film- und Fernsehschauspieler die Interessen unserer Kollegen und Mitglieder mit dem Ziel, die Rahmenbedingungen zur Ausübung unseres Berufes, insbesondere die Arbeits- und Sozialbedingungen unserer Kollegen, zu verbessern. Die Belange der Kollegen vertreten wir auf Verbandsebene gegenüber Politik und unseren Arbeitgebern. Unsere Mitglieder haben darüber hinaus die Möglichkeit, sich über zahlreiche Themen, die unsere Berufsausübung betreffen, über den Verband zu informieren und miteinander in Kontakt zu treten. Hierzu steht beispielsweise auf unserer Homepage ein umfangreicher Informationspool zur Verfügung. So informieren wir über die wichtigen Themen wie Sozialversicherung, Urheberrecht, private Vorsorge und dergleichen. Unsere Mitglieder haben darüber hinaus die Möglichkeit sich in einem geschlossenen Bereich der Seite miteinander auszutauschen.
Welche Probleme sind deiner Meinung nach die dringendsten?
Es fällt auf, dass viele Regelungen im Bereich des Sozialrechtes bzw. der sozialen Absicherung an der Realität unseres Berufes vorbeigehen. Als Beispiel sei genannt: Die Kolleginnen und Kollegen zahlen im Rahmen der eingegangenen Beschäftigungsverhältnisse Sozialabgaben, so auch Beiträge zur Arbeitslosenversicherung. Die derzeitigen gesetzlichen Voraussetzungen zum Bezug von Arbeitslosengeld I machen es jedoch schier unmöglich im Fall der Beschäftigungslosigkeit Arbeitslosengeld I beziehen zu können. Auch die derzeitigen gesetzlichen Voraussetzungen zum Bezug von Elterngeld lassen die besonderen Arbeitsbedingungen unserer Berufsbranche unberücksichtigt, mit der Folge, dass Elterngeld oftmals nur sehr eingeschränkt bezogen werden kann. Daran arbeiten wir intensiv und können die ersten Erfolge auch schon vorweisen.
Was ist das Hauptargument, warum ein Schauspieler in den Verband eintreten sollte?
Wir sind innerhalb der Medienbranche eine der größten Berufsgruppen, mit ungefähr 15.000 Schauspielern im deutschsprachigen Raum. Durch unseren Beruf haben wir eine Einzelkämpfer-Mentalität entwickelt, doch es wird auch Zeit, dass wir uns austauschen. Jeder Schauspieler sammelt andere Erfahrungen, dadurch sind wir die Könige des Halbwissens. Jeder hat etwas gehört und kennt sich auf dem einen oder anderen Gebiet besser oder schlechter aus als der Andere. Wir haben in unseren Verband mit Heinrich Schafmeister, Michael Brandner, Hans-Werner Meyer und Thomas Schmuckert Menschen im Vorstand, die sich auf Ihren Gebieten wirklich auskennen und ganz toll arbeiten. Wenn wir uns zusammenschließen, verfügen wir über ein geballtes Wissen.
Lass uns noch zum Zurich Film Festival kommen. Wie kam es zur Gründung des Festivals?
Zürich ist die größte und wirtschaftlich stärkste Stadt der Schweiz und gehört auch international zum Kreis der Metropolen, verfügte aber nicht über ein eigenes Filmfestival. Da haben wir uns gedacht, dass ein Filmfestival toll nach Zürich passen würde, die Stadt geradezu danach schreit. Also haben Karl Spoerri, Nadja Schildknecht und ich das Zurich Film Festival gegründet. Wir kannten uns alle drei beruflich und haben uns dann mit dieser Idee zusammengefunden. Im Jahr 2005 fand die erste Ausgabe statt und wir hatten schon einen durchschlagenden Erfolg. Im letzten Jahr war Albert S. Ruddy, der Produzent vom „Paten" unser Jurypräsident. Oliver Stone war als Ehrengast da und Moritz Bleibtreu und Justus von Dohnany in der Jury. Das ist natürlich toll, weil es ja unser Ziel ist, viele großartige Leute nach Zürich zu holen. Dazu braucht es natürlich ein überzeugendes Festival, aber auch die Stadt muss interessant sein. Als Gast erwarte ich eine tolle Infrastruktur, gute Hotels und Ausgehmöglichkeiten - einfach die Möglichkeit, viel Spaß und eine schöne Zeit zu haben. All das bietet Zürich.
Leitet Ihr drei immer noch das Festival?
Karl Spoerri und Nadja Schildknecht leiten das Festival. Ich selbst habe die Programmleitung zum April an Karl Spoerri abgegeben, bleibe aber weiterhin als Beirat dabei. Außerdem bin ich Kurator der Reihe „Panorama D", was auch zu mir passt.
Ihr konzentriert euch ja auf den Nachwuchs, wie kam es dazu?
Wir finden den internationalen Nachwuchs einfach sehr spannend, aber auch unterrepräsentiert in Europa. Wenn man mit einem neuen Filmfestival an den Start geht, muss man sich ja auch spezialisieren. Und da wir alle drei kein Spartenfestival gründen wollten, haben wir uns diese kleine Spezialisierung als Schwerpunkt für das gesamte Festival ausgesucht.
Wie definiert Ihr „Nachwuchs"?
"Nachwuchs" umfasst in der Regel die ersten Filme eines Regisseurs.
Wie entdeckt ihr Filme, die für das Programm infrage kommen?
Wir haben ein Netzwerk an Delegierten, die aus verschiedenen Kontinenten kommen und sich lokal sehr gut auskennen.
Eine abschließende Frage: Bekommst du deine Tätigkeiten alle unter einen Hut, oder wirst du dich in Zukunft auf eine Richtung konzentrieren?
Das ist eine gute Frage. Ich habe ja auch zusätzlich noch die Leitung der Stoffentwicklung bei Condor Films übernommen, das ist die größte Produktionsfirma der Schweiz. Dort ist es meine Aufgabe, Drehbücher zu finden und gute Stoffe auf den Weg zu bringen. Weiterhin baue ich gerade die IT Firma Monocence auf. Aber ich glaube, damit habe ich dann auch langsam mein Limit erreicht. Ich brauche die Abwechslung. Es ist für mich nicht spannend genug, hauptberuflich Schauspieler zu sein. Die Filme, die ich jetzt als Schauspieler mache, sind die, für die ich brenne und das ist das größte berufliche Glück in meinem Leben. Und mit meiner Agentur Players habe ich einen Partner an der Seite, der all das versteht, mich darin unterstützt und das Beste für mich als Schauspieler an Land zieht (lacht) - so muss das sein.
Vielen Dank für das Gespräch.
Tina Thiele studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften und Kulturelles Management in Köln. Sie ist Chefredakteurin von "casting-network. Das Branchenportal". Mehr zu ihrer Person finden sie in der unter der Rubrik: Über uns.
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