Steckbrief Monika Piel
1951 in Bensberg geboren absolvierte Monika Piel 1976 ein Betriebswirtschaftsstudium an der FH Köln.
Danach studierte sie an der Universität Köln Jura und Orientalistik. Parallel zum Studium arbeitete sie beim WDR u.a. beim Internationalen Frühschoppen. 1977 wurde sie Assistentin bei Werner Höfer. Ab 1978 war sie als Redakteurin, Reporterin und Moderatorin des WDR 2 tätig. Von 1982 bis 1984 arbeitete Monika Piel als freie Journalistin u.a. für den WDR in Portugal und danach als Redakteurin und Reporterin im Bereich Politik des WDR. Von 1989 bis 1993 war sie Korrespondentin für Wirtschafts- und Finanzpolitik in Bonn. 1993 leitete sie die Programmgruppe Wirtschaft, Landwirtschaft, Umwelt und Verkehr des WDR-Hörfunks und wurde 1994 stellvertretende Chefredakteurin. Ab Januar 1996 war Monika Piel Programmchefin von WDR 2 und Chefredakteurin des WDR-Hörfunks. Ende 1997 wurde sie Hörfunkdirektorin des WDR. Von 2001 bis 2003 leitete Monika Piel die ARD-Hörfunkkommission. Am 20. November 2006 wurde sie vom Rundfunkrat zur neuen Intendantin gewählt. Ihre Amtszeit begann am 1. April 2007.
Wie kamen Sie zum WDR und warum sind Sie dort so lange geblieben?
Während meines Studiums habe ich als Assistentin von Werner Höfer und für seine Sendung „Internationaler Frühschoppen“ gearbeitet. Beim WDR bin ich vor allem aus Überzeugung für das öffentlich-rechtliche System geblieben. Außerdem habe ich immer Aufgaben gesucht, in denen ich gestalten konnte. Hier hatte ich immer die Möglichkeit dazu.
Die längste Zeit haben Sie im Hörfunkbereich gearbeitet. Was fasziniert Sie an diesem Medium am meisten im Vergleich zum bewegten Bild?
Das Radio fasziniert mich wegen seiner unglaublichen Schnelligkeit. Und in manchen Situationen ist man einfach näher an den Menschen dran.
Sie sind die Gründerin des Funkhaus Europa. Waren Sie in das Konzept involviert?
An der Entwicklung des Programmkonzeptes von Funkhaus Europa waren viele Menschen beteiligt, ganz wesentlich auch ich.
Bereits 1997 wurden Sie ja schon zur Hörfunkdirektorin gewählt – als erste Frau in der Sendergeschichte überhaupt. An welche Ecken und Kanten sind Sie dabei gestoßen?
Die Ecken und Kanten haben mich nie besonders interessiert. Ich konnte mit allen gut zusammenarbeiten, die sich für gute Radioprogrammen mit Kreativität und Engagement eingesetzt haben – ob Frau oder Mann.
Als Sie die Wahl zur Intendantin haushoch (38 Ja-Stimmen, 2 Nein-Stimmen und 2 Enthaltungen) gewonnen hatten, was haben Sie da gemacht?
Natürlich habe ich mich sehr gefreut. Neben den offiziellen Aufgaben, die an diesem Tag zu absolvieren waren – Gremiensitzung, Pressekonferenz, zahlreiche Interviews – habe ich mir abends die Zeit für eine kleine Feier genommen, um mit meinem Vorgänger Fritz Pleitgen, engen Weggefährten und vertrauten Kollegen anzustoßen.
Was ist die Aufgabe einer Intendantin?
Als Intendantin bin ich die Leiterin und gesetzliche Vertreterin des WDR. Ich bin für die Geschäftsführung des Senders verantwortlich und werde dabei von den Gremien beraten und kontrolliert. Hinzukommen zahlreiche Repräsentationsaufgaben. Als Intendantin trage ich auch die Gesamtverantwortung für die Programmgestaltung.
Sie haben sich bereits bevor Sie Intendantin wurden sehr für den Film „Wut“ und eine bessere Sendezeit eingesetzt. Warum gerade für diesen Film?
Der Film schildert sehr realistisch gesellschaftlich aktuelle Probleme um Gewalt an Schulen, um gescheiterte Integration, um unterschiedliche Wertvorstellungen. Für viele Schüler in deutschen Großstädten Alltag. „Wut“ bildet aber nicht nur Wirklichkeit ab, er zeigt Hintergründe auf, erklärt Verhaltensweisen. Wir halten es daher für wichtig, dass gerade Jugendliche diesen Film sehen, miteinander, in der Familie, in den Schulen, dass sie darüber diskutieren. Es gehört zu unseren originären Aufgaben, Themen aufzugreifen, die dem gesellschaftlichen Zusammenhalt dienen, einen gesellschaftlichen Diskurs anstoßen. Auch das bedeutet Glaubwürdigkeit.
Würden Sie uns ein Statement bzgl. der Jauch-Besetzung geben?
Ich hätte ihn gern bei uns gesehen, wenn auch unter der Voraussetzung, dass der Journalist Jauch ganz zu uns gekommen wäre.
Sie wollen auch weiterhin noch den Presseclub moderieren. Kann man (Frau) das überhaupt schaffen?
Der Presseclub ist mein „journalistischer Garten“. Und somit ist er ein gutes Gegengewicht zu administrativen Aufgaben. Außerdem verbindet mich mit dem Presseclub, das Nachfolgeformat vom „Internationalen Frühschoppen“, eine lange Freundschaft.
Gibt es Pläne wieder ein Besetzungsbüro für Schauspieler einzurichten?
Nein. Soweit wir selbst besetzen, können wir das heutzutage in schlankeren Strukturen. Bei unseren Fernsehfilm-Auftragsproduktionen werden die Schauspieler entweder von den Besetzungsbüros der Produzenten oder noch eher von freien Casting Directors besetzt. Aus dem WDR heraus besetzen wir vergleichsweise wenige Rollen in Eigenproduktionen wie zur Zeit z.B. die Reihe „Bloch" gemeinsam mit dem SWR.* Hier wird gemeinsam von Regie und Redaktion und mit Hilfe der beiden Casting Directors die Besetzung gestemmt. Das Besetzungsbüro des Hörfunks besteht nach wie vor.
* [verantwortlich für das Casting sind Wiltrud Goericke und Birgit Geier des Besetzungsbüro SWR]
Die Theater, im Grunde die Vorform der Fernsehunterhaltung, werden von den Medien stiefmütterlich behandelt. Warum gibt es keine aktuelle Berichterstattung mehr aus den kulturellen Bereichen wie beispielsweise die Ausstrahlung von aufgezeichneten Theaterinszenierungen?
Die Begleitung des nordrhein-westfälischen Theaterschaffens hat beim WDR eine lange und vorbildliche Tradition. Das wochenaktuelle Kulturmagazin "west.art" macht, wie sein Vorläufer "Kulturszene", das Geschehen an den NRW-Bühnen immer wieder zum Gegenstand der Berichterstattung und beschäftigt sich mit Personen, Ereignissen und Entwicklungen. Zusätzlich hat es herausragende Inszenierungen aufgegriffen und sie für das Fernsehpublikum dokumentiert. In seiner Reihe "Theater in NRW" werden pro Jahr ein bis zwei Stücke von der Redaktion zu diesem Zweck ausgewählt. Jüngstes Beispiel: Am 6. April haben wir das Stück „Ein idealer Gatte“, aufgeführt im Schauspielhaus Bochum, im WDR Fernsehen übertragen.
Was sind Ihre Stärken/Schwächen?
Mir fallen täglich neue ein.
Wie beurteilen Sie das Nebeneinander zwischen verschiedenen Medien, die durchaus Fernsehinhalte transportieren könnten, beispielsweise das Handy, Computer, iPod und der alten Glotze?
Wir nehmen die neuen Verbreitungswege und die damit verbundenen Herausforderungen natürlich sehr ernst. Dieser neuen Art von Konkurrenz müssen wir uns stellen. Computer, iPod und Handy ermöglichen neues zeit- und ortsunabhängiges Fernsehen und Radiohören. Die Entwicklung wird immer mehr auf multimediale Geräte zielen. Im Internet bieten wir bereits zahlreiche WDR-Hörfunk- und Fernsehsendungen in verschiedenen Formen zum Abruf oder zum Herunterladen an. Dieses Angebot werden wir kontinuierlich weiter ausbauen. Außerdem starten wir in diesem Sommer mit Versuchssendungen für Handy-TV. Wir stellen uns zunächst auf ein langjähriges Nebeneinander der verschiedenen Verbreitungswege und Endgeräte ein. Das Fernsehen wird es sicher noch lange geben.
Wo sehen Sie die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Fernsehens und Rundfunks im Vergleich zu den Privaten Anbietern?
Wir müssen weiterhin ein klares öffentlich-rechtliches Profil zeigen und beweisen, dass wir unabhängig von kommerziellen Interessen arbeiten. Das ist für mich ein ganz wesentliches Unterscheidungsmerkmal beider Systeme. Und wir müssen deutlich zeigen, wie viele hochqualitative Inhalte man für 56 Cent – dem Wert von zwei Brötchen – am Tag zeigen und hören kann.
Haben Sie sich ein Ziel gesetzt, was Sie als Intendantin bewegen möchten?
Ich möchte den WDR fit für die Zukunft machen. Wir müssen mit der digitalen Entwicklung Schritt halten und unser öffentlich-rechtliches Profil schärfen. Verstärkt werde ich mich darum kümmern, dass Fernsehen, Hörfunk und Internet zusammenarbeiten. Außerdem möchten wir ein jüngeres Publikum an den Sender binden. Wir überlegen uns im Moment neue Formate, die junge Leute interessieren und gleichzeitig informieren. Auch bei Service- und Verbraucherthemen müssen wir über neue Wege der Aufbereitung denken.
Vielen lieben Dank und weiterhin viel Erfolg.
Im Anhang finden Sie ein weiteres Fotos von Frau Piel aus „noch jüngeren Jahren“: als WDR-Reporterin mit dem heutigen Moskau-Korrespondenten Hermann Krause Anfang der 1980er Jahre bei einer Reportage vom Halterner See. © WDR/Knut Vahlensieck
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Tina Thiele studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften und Kulturelles Management in Köln. Sie ist Chefredakteurin von "casting-network. Das Branchenportal". Mehr zu ihrer Person finden sie in der unter der Rubrik: Über uns.
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