SMS: Self Made Shorties 2015
Das Festival der Showreelhits ging in die dritte Runde! Wieder hieß es: „Wartet nicht auf die Szene, die Ihr für Euer Showreel benutzen könnt, sondern nehmt die Kamera selbst in die Hand – setzt Euch selbst in Sze- ne in Eurem eigenen Shorty. Auf ausgefeilte Filmtechnik kommt es nicht an, sondern auf Eure Kreativität, Spontanität, Fantasie, Initiative, Per- sönlichkeit.” Wieder wurden 15 Shorties von der Jury ausgewählt und im Rahmen des Filmfest München auf großer Kinoleinwand gezeigt. Der Jury gehörten die Schauspieler Jule Ronstedt, Anna Ewelina und Alexander Held, die Casting Directors Iris Baumüller (BVC), Rebecca Gerling, Daniela Tolkien (BVC), Mai Seck und Charlotte Sieben- rock (BVC), die Redakteurin Birgit Metz sowie die Produzentin Ewa Karl- ström an.
Die Shorties sollten maximal drei Minuten lang sein. Im Anschluss an die Preisverleihung am 3. Juli um 14:00 Uhr im Mathäser Filmpalast wurde noch bei einem Get Together gefeiert! Viel Spaß beim Lesen des Berichtes von Peter Hartig.
Drei Minuten für die Schauspielkunst! Das SMS-Festival hat vor allem einen Zweck: Dass Schauspieler sich und ihre Kunst gut selbst darstellen. Der Saal ist voll, die Stimmung gut: 15 Clips haben die Fachjuroren nominiert, nach einer Stunde hat sie jeder gesehen und stimmt mit ab, was der beste Beitrag gewesen sein soll. Ein freies Jahr auf Schauspielervideos und Crew United bekommen alle Nominierten, für die ersten drei wird das etwas länger – bis zu fünf Jahre plus ein Jahr Premium-Zugang bei casting-network. Außerdem hat jeder dann ein ganz persönliches Showreel.
Das hätte Daniel Philippen nun wirklich nicht erwartet: 676 selbstgedrehte Clips hatten Schauspieler zum Festival Self Made Shorties eingereicht – fast doppelt so viele wie beim letzten Mal. „Ich hatte tatsächlich mit weit weniger gerechnet”, sagt Phil- ippen, der in München bei der ZAV Künstler vermittelt. Die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung ist eine besondere Dienststelle der Bundesagentur für Arbeit – und wer da nun gleich auf bösartige Gedanken kommen mag, wurde spätestens im vollbesetzten Saal des Mathäser- Filmpalasts in München eines Besseren belehrt: 15 Videos, jedes bis zu drei Minuten lang, hatte die Fachjury nominiert, nach der Vorführung entschied das Publikum über die drei Preisträger.
Die Idee zum Videowettbewerb kam dem Vermittler in der Praxis: Schauspieler brauchen ein Showreel, um sich und ihr Talent präsentieren zu können. Aber woher sollte einer die Clips nehmen, wenn er oder sie noch nie vor der Kamera gestanden hatte: Schulabsolventen, Theaterschauspieler und andere Einsteiger ins Filmmetier? Vielleicht einfach selber was drehen...
Vor etwa fünf Jahren hatte Philippen seine Idee so weit entwickelt, dass er nach den passenden Partnern suchte, um sie möglichst weit in der Branche zu verbreiten. Er fand sie in den Internet-Plattformen Crew United und Schauspielervideos. Fast 500 Schauspieler machten 2011 beim ersten Mal mit und schickten selbstgedrehte Videos, in denen sie sich selbst darstellten – möglichst unverwechselbar und mitunter ziemlich unerwartet. Ursprünglich war das Ganze als einmalige Veranstaltung geplant, doch zu spät: Die Idee war wohl zu gut, um vergessen zu werden. Längst sind viele der Clips auch auf YouTube und Vimeo zu sehen, und Philippen kann etliche Beispiele von Schauspielern aufführen, die nach ihrem SMS zu Rollen kamen. Vielleicht nicht nur deswegen, doch mancher Auftritt prägte sich doch bei Casting Directors ein.
Zwar ging im zweiten Durchgang 2013 die Zahl der Teilnehmer um gut hundert zurück, da mag aber auch mitgespielt haben, dass nun ein Thema vorgegeben war: Heimat und Dialekt. In diesem Jahr aber war das kein Hindernis mehr: Zum Thema Liebe fällt offenbar vielen etwas ein, was sich mit Freunden alles selbst produzieren, singen und spielen ließ. Das allerdings entspricht nicht unbedingt dem, was vor allem das Fernsehen an Idee und Schauspielkunst erwartet, wie nicht nur der diesjährige Publikums- liebling zeigt.
„Vielfältig” beschreibt Philippen die 676 Beiträge: „Das Ganze atmet eine große Freiheit, weil Schauspieler einfach Lust drauf hat- ten, etwas selbst zu machen, nicht eine Aufgabe zu erfüllen, die ihnen nur abverlangt wird. Dazu kommt: Es zeigt sich auch er- staunlich viel Erzählerisches und vor allem filmtechnisches Können – und das scheint sich von Jahr zu Jahr weiterzuentwickeln: Schnitt, Trick, mittlerweile alles schon fast selbstverständlich.
„Zwar finden Schauspieler auch sonst ausgiebig im Kino Beachtung, doch für gewöhnlich geht es dabei nicht um sie selbst und ihre Kunst. Das kleine Filmfest dreht sich ausschließlich um ein Gewerk. Was das SMS eines Tages letztlich zu dem machen könnte, was Kameraleute im Camerimage und Editoren im Filmplus bereits haben. Vor allem aber zeigt der Spaß am Mit- machen, daß sich etwas verschiebt im Filmland, wie es ein Besucher nicht nur hier beobachtet: „Die prekariatsgebeutelten Künstler pfeifen endlich auf Förder- und sonstige Krücken und machen einfach ihr eigenes Ding... Ich kann’s nicht wirklich fest- machen, habe aber in den letzten beiden Jahren immer stärker so etwas zu spüren geglaubt. Vielleicht erleben wir ja zur Zeit die ersten Vorbeben eines Paradigmenwandels.”
Florentine Schara konnte mit ihrer Figur „Yvonne” die meisten Zuschauer begeistern. Zweite wurden Diana Marie Müller und Matthias Renger mit ihrem charmanten Beziehungs-Streßtest, Dritte Nagmeh Alaei als Testimonial für Gehacktes.
www.out-takes.de
Preise für die drei Lieblings-Shorties gab’s auch:
1. Preis: 5 Jahre Premium Member video+ und 1 Jahr Premium-Bereich von casting-network mit cast-box.
2. Preis: 3 Jahre Premium Member video+ und 1 Jahr Premium-Bereich von casting-network mit cast-box.
3. Preis: 2 Jahre Premium Member video+ und 1 Jahr Premium-Bereich von casting-network mit cast-box.
Anmerkung:
Bei Teamarbeiten bis zu drei Beteiligten galten die Preise für alle drei. Wären mehr Schauspieler beteiligt gewesen, wären die Preise für drei auf alle aufgeteilt worden.
Alle übrigen 12 ausgewählten Love Shorties erhielten ein Jahr Premium Member video+ für jeden am Love Shorty beteiligten Schauspieler.
BFFS ungeschminkt
Ohne Schminke. Ein ähnliches, doch anderes Konzept hat der Bundesverband Schauspiel (BFFS) entwickelt. Im Sommer 2010 begann man in Nordrhein-Westfalen mit der Arbeit an der Veranstaltungsreihe „ungeschminkt”, um Schauspieler und Caster zusammenzubringen. Während man bei den Self Made Shorties aber einige Wochen Zeit hat, etwas zu drehen, bekommen die Schauspieler bei „ungeschminkt” einen Termin beim Caster und präsentieren sich dort unter Realbedingungen, erklärt Julia Beerhold, die das beim BFFS neben ihrer Vorstandsarbeit organisierte: „Und zwar ohne Rolle, ohne Vorgabe. Es erfordert die Beschäftigung mit dem, was uns als künstlerische Persönlichkeiten ausmacht.” Die erste Vorführung in Köln war im September 2012, „danach haben wir uns an Bayern ungeschminkt versucht und sind jetzt in der Vorbereitung von Berlin ungeschminkt. Dies ist ein Mammut-Projekt, allein durch die Zahl der BFFS-Mitglieder in Berlin”, sagt Beerhold. Als Konkurrenzveranstaltung will sie das freilich nicht sehen: Die Casterin Iris Baumüller, dieses Jahr Jurorin für die Shorties, ist (neben Marc Schötteldreier) eine der beiden Schirmherrinnen und Ideengeberin. „ohne sie gäbe es Ungeschminkt nicht”, so Beerhold: „Wir sehen uns auch hier als Ergänzung, und ich finde das Projekt der Self Made Shorties wunderbar. Vielleicht schaffe ich es ja auch endlich mal, selber mitzumachen.”
Hier geht´s zu unserer Berichterstattung zum Projekt
1. Platz: Katzenjammer
Florentine Schara macht normalerweise Theater – kann aber auch ganz anders, wie Ihr Siegerclip fürs SMS- Festival zeigt.
Frau Schara, erstmal herzlichen Glückwunsch zum ersten Platz. Hätten Sie’s erwartet?
Nein. Erst recht nicht bei mehr als 600 Einreichungen. Ich war schon völlig glücklich, überhaupt mitzumachen und meinen eigenen kleinen Film gedreht zu haben. Dass ich dafür noch einen Preis erhalte, noch dazu den Ersten, ist schon ein ziemlicher Hammer…
In ihrem „Liebesfilm” plagen Sie sich mit einer einigermaßen skurillen Frage: Ihr neuer Freund liebt seine Katze – und zwar ein bisschen mehr als üblich... Wie kommt man denn auf sowas?
Indem man nicht schlafen kann und die Gedanken kreisen… Im WDR läuft nachts nach eins die Telefon-Talkradio-Sendung Domian, die sich mit den unterschiedlichsten und mitunter abwegigsten Themen beschäftigt. Da wollte ich auch hin.
Und Sie zeigen das andere Ende des Sorgentelefons. Wie lange haben Sie gebraucht, bis der Monolog ihrer Figur stand? Oder ist das alles improvisiert?
Ich habe mir sehr viel Zeit für die Entwicklung der Figur und ihre schon in den Sand gesetzten Beziehungen genommen, impro- visiert und mit geschriebenem Text gearbeitet. Eigentlich wollte ich eine ganz andere Szene einreichen, fand die mit der Katze dann aber mutiger.
Sie spielen viel Theater. Ist der SMS-Beitrag Ihre erste größere Filmerfahrung?
Ja. Vor allem die erste, in der ich mal so einen Bogen spielen durfte. Und hoffentlich nicht die letzte.
Sie haben nicht alleine gearbeitet.
Ich hatte für das Shorty Unterstützung von einer Freundin. Ich arbeite am liebsten im Team, da kommt man auf die besten Ideen. Es hat uns riesigen Spaß gemacht, verschiedenste Ideen auszuprobieren und die Figur „Yvonne” mit den absurdesten Situationen zu konfrontieren. Damit könnte ich eine ganze Shorty-Serie drehen. Aber die Katze war die Krönung.
Beim ersten Anschauen lacht man herzlich über die absurde Situation, bei jedem weiteren Mal wird die Geschichte immer tragischer – und man glaubt mitunter, in der Figur ähnliche Schicksale zu erkennen. Hatten Sie ein bestimmtes Vorbild für Ihre Rolle vor Augen?
Ein bestimmtes Vorbild nicht, aber mich selber berühren im Film und auf der Bühne immer die Figuren am meisten, über deren Menschlichkeit man gleichzeitig lachen und weinen will. Mir war wichtig, nicht nur eine groteske Idee herauszustellen, sondern jemanden zu zeigen, für den es gefühlt um alles oder nichts geht.
Die Wohnung, die im Hintergrund zu erkennen ist, unterstützt den Plot. Hat sich das so ergeben oder ist das doch eher zufällig passiert?
Ich habe in meinem Bekanntenkreis gezielt nach einer Wohnung gesucht, die passen könnte.
Haben Sie eigentlich eine Katze?
Nein, ich lebe haustierfrei.
Tina Thiele studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften und Kulturelles Management in Köln. Sie ist Chefredakteurin von „casting-network. Das Branchenportal”. Mehr zu ihrer Person finden sie in der Rubrik: Über uns.
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