Dr. Inge Volk - Steckbrief
Die gebürtige Braunschweigerin studierte Germanistik, Literatur- und Theaterwissenschaft in Hamburg und hat viel praktische Erfahrung aufzuweisen: Sie arbeitete u.a. als Pressesprecherin der Kulturbehörde Hamburg, als Journalistin beim NDR und Hamburger Morgenpost, als Dramaturgin am Thalia Theater und den Hamburger Kammerspielen sowie als Ghost-Writer der Memoiren von Ida Ehre, Inge Meysel, Gerda Gmelin. 1988 gründete sie mit Helga Schuchardt das Cultur Consortium.
"Es ist ein Vergnügen und eine Lust des Menschen sich durch die Kunst zu verändern, nicht immer durch das sonstige Leben und die Kunst durch sich zu verändern."
Wenn man etwas über das Theatertreffen deutschsprachiger Schauspielstudierender erfahren will, sollte man sich an die Organisatorin Dr. Inge Volk wenden: seit 1990 Jahr organisiert sie das Theatertreffen und sorgt auf ihre zurückhaltende unprätentiöse Art und Weise dafür, dass alles läuft.
Was ist das Theatertreffen?
Das Theatertreffen wurde 1990 unter dem Titel Theatertreffen deutschsprachiger Schauspielstudierender verbunden mit dem Wettbewerb der Förderung des Schauspielnachwuchses gegründet. Ziel ist es, dem künstlerischen Nachwuchs den Übergang in die Praxis zu erleichtern. 18 staatliche Hochschulen aus dem deutsprachigen Raum – also auch Österreich und die Schweiz – nehmen hier jedes Jahr teil, um ihre Absolventen zu präsentieren. Es ist ein breit angelegter Wettbewerb, bei dem unterschiedliche Preise vergeben werden. Jede Schule führt ein Theaterstück vor, welches als Grundlage der Bewertung dient. Gastgeber sind die einzelnen Hochschulen, dieses Jahr z.B. die Bayerische Theaterakademie August Everding. Gefördert wird der Wettbewerb vom Bundesministerium für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland. Der Zuwendungsempfänger ist die Europäische Theaterakademie Konrad Ekhof GmbH Hamburg in Zusammenarbeit mit der Ständigen Konferenz Schauspielausbildung (SKS).
Wie kamen Sie dazu?
Dr. Nagel, ehemaliger Professor der Hochschule für Musik und Theater, der die Theaterakademie Konrad Ekhof ins Leben gerufen hat, fragte mich und Helga Schuchardt damals, ob wir mit unserem Cultur Consortium nicht die Organisation übernehmen wollen und auch konzeptionell die Struktur der Veranstaltung aufbauen möchten. Ich hatte sicherlich den Vorteil, dass ich im Vorfeld schon viel mit dem Theater zu tun hatte, Schreiben und organisieren konnte. Zudem kannte ich sehr viele Leute aus der Branche. Da wächst man dann also schnell rein, was nicht heißt, dass man sich ausruhen kann. Jedes Jahr stellen sich neue Probleme. Die Hotelbuchung müssen wir beispielsweise früh angehen, also noch bevor die Förderung durch ist. Wenn dann der schriftliche Bescheid endlich da ist, ist man doch ganz schön erleichtert.
Was ist eigentlich das Cultur Consortium?
Diese Frage bekomme ich oft gestellt. Wenn ich dann antworte:„Wir organisieren Kultur-Veranstaltungen“ wird oft nachgefragt: „Also Event-Management?" Ich schüttele dann den Kopf und es wird nachgebohrt: „Kulturmanagement?" Erneut muss ich verneinen und wiederhole dann: „Ich sage doch, wir organisieren Kultur-Veranstaltungen" Was uns wohl von anderen unterscheidet ist das Selbstverständnis. Auf unserer Website beschreiben wir das so: „Unsere Organisation ist kein Masterplan, kein Overhead-Projektor. Kein Schema, keine Sprechblase. Unsere Organisation sind wir selbst - Emotionen inklusive."
200-300 junge Schauspieler an einem Ort ist sicherlich nicht ganz ohne?
Klar! Es macht aber unheimlich Spaß mit diesen jungen Leuten. Ich kann es gar nicht verstehen, wenn jemand sagt „Ach, die heutige Jugend“. Junge Leute sind nun mal ausgelassen und nicht immer diszipliniert. Gerade wenn es 200-300 sind. Da kommt eben die so genannte Gruppendynamik ins Spiel. Hinzu kommt, dass Künstler eben auch eine ganz besondere Spezies sind. Gerade wenn es um banale organisatorische Ablauffragen geht, haben manche von Ihnen einfach eine Käseglocke über sich gestülpt oder wie sagt man so treffend: von einem anderen Stern.
Dazu gibt es doch sicherlich auch Anekdoten zu erzählen?
1001… In einer Stadt mussten wir mal in einem gerade eröffneten Hotel sämtliche Kissen und bewegliche Einrichtungsgegenstände ersetzen: diese hatten die jungen Leute mit in den Park genommen und dann hatte es angefangen zu regnen. Eine andere ähnliche Geschichte: der Hoteldirektor eines sehr edeln Hotels (in Zeiten außerhalb der Messe bekomme ich die ja für einen Apfel und Ei) bestellte mich zu sich und wollte uns höflich rausschmeißen: „Wissen Sie“, sagte er zu mir! „Dass man von Aldi Rotwein + Knabberkram kauft und in der Lobby verspeist, verzeihe ich ja noch, aber dass sie nachts um 2:00 Uhr die Internationale singen…Das geht zu weit.“ In Wien haben zwei Herrschaften es einmal nachts auf dem Flügel g…Ich könnte ein Buch schreiben. (schmunzelt)
Das Zusammenkommen dient sicherlich auch als Austauschplattform für die einzelnen Hochschulen. Wie offen ist das Verhältnis der einzelnen Institutionen untereinander?
Das ist sicherlich eine Errungenschaft des Treffens: es wird sich intensiv ausgetauscht, wie an den anderen Schulen gearbeitet wird. Obwohl die einzelnen Schulen doch sehr unterschiedliche Ansätze vertreten, hören sie interessiert zu, wo die Schwerpunkte der anderen Schulen liegen. Dieser offene Austausch ist einzigartig, auch im Vergleich zum gesamten europäischen Raum. Das SKS-Plenum, welches sich aus jeweils einem Dozenten und einem Studenten der einzelnen Hochschulen zusammensetzt, tagen hier auch immer zu ihrem Haupttreffen. Sie besprechen dann u. a. wer der nächste Veranstalter wird oder andere wichtige aktuell anstehende Themen. Am Donnerstag bspw. gab es ein Dozentengespräch zum Thema Bologna. Dabei ging es u. a. darum einen gemeinsamen Konsens mit allen Schulen zu erarbeiten, um auf der einen Seite einen gemeinsamen Nenner zu definieren und dabei dennoch die Individualität der Schulen zu gewährleisten. Was wollen sie an den Hoschulen für einen Abschluß bachelor oder master? Ma einigte sich auf den Vorschlag diploma artium.
Jeden Morgen sind für die Studenten Gesprächsrunden angesetzt. Was wird hier besprochen?
Bei diesen Gesprächskreisen kommen die Studenten zusammen und besprechen die Vorführungen des letzten Abends. Dozenten sind hier ausgeschlossen, damit die Studenten offen untereinander reden können. Hier wird dann sehr fair miteinander diskutiert. Es kann aber auch hart sein: die jungen Menschen stehen eben vor ihrem kritischsten Publikum.
Welche Preise gibt es zu gewinnen?
Zur Förderung des künstlerischen Nachwuchses stiftet das Bundesministerium für Bildung und Forschung jedes Jahr Preise in Höhe von insgesamt 20.000 Euro. Über die Preisvergabe entscheidet eine unabhängige Jury aus Vertretern der Berufspraxis - zumeist Schauspieler. Wichtig ist, dass die Juroren nicht an den jeweiligen Hochschulen als Dozenten lehren. Dieses Jahr ist die Jury die Schauspielerinen Katharina Schubert, Sissy Höfferer und Crescentia Dünsser sowie die Regisseurin Tina Lanik sowie der „Hahn im Korb“, der jung gebliebene Christoph Schroth. Verliehen werden können Szenepreise sein, Solopreise, Ensemblepreise: da ist der Jury völlig freie Hand gelassen. Außer den Förder-Preisen des Bundesministeriums gibt es noch zwei Preise, die jeweils im Wechsel vergeben werden. Dieses Jahr war das der Max-Reinhardt-Preis (5.000 €) des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung der Republik Österreich. Nächstes Jahr wird dann wieder der Vontobel-Preis (10.000€) der Familie Vontobel Stiftung Zürich zur Förderung des Ensemblegedankens vergeben. Darüber hinaus wird seit 2001 der Preis der Studierenden von der Schauspielerin Regine Lutz aus eigener Tasche gestiftet und zwar in Höhe von 1000 €. Er geht an Studierende, die nach Meinung ihrer Kommilitonen die beste schauspielerische Ensembleleistung zeigten. Alle Schauspielstudenten sind wahlberechtigt und reichen Stimmzettel ein.
Gibt es eine thematische Vorgabe?
Nein. In der Regel handelt es sich um die Stücke des 3. Jahrgangs – allerdings auf eine Stunde gekürzt. Manchmal könnte man aber meinen, dass sich die Schulen absprechen. Zumindest sind Trends zu bemerken: in einem Jahr wurde extrem viel auf der Bühne gesungen; ein anderes Jahr wurde viel geschrien; in einem anderen Jahrgang war totale Nackheit angesagt.
Dürfen zum Theatertreffen auch Fachleute aus der Theater-, Film- und Fernseh-Branche kommen?
Ja! Das wünschen wir uns sehr. Für den Bundesverband Casting wird jedes Jahr ja auch ein Band mit den neuen Abgängern erstellt. Ideal wäre natürlich, wenn Casting Directors, Schauspieleragenten und vor allem auch Intendanten persönlich vorbei kämen. Wann hat man schon mal die Gelegenheit die jungen Menschen so intensiv persönlich kennen zu lernen.
Welche Eindrücke nehmen Sie dieses Jahr mit nach Hause?
Es war eine entspannte Atmosphäre, was nicht zuletzt auf das wunderschöne Ambiente der Bayrischen Filmakademie lag. Aber auch an der reibungslosen Kooperation mit der Schule.
Vielen lieben Dank, Frau Dr. Volk
P.S: Das Theatertreffen 2007 findet vom 24. bis 30. Juni 2007 an der Universität Mozarteum Salzburg statt.
Impressionen, Eindrücke und eine Übersicht aller Preisträger können Sie sich hier als PDF-Datei herunterladen!
Anhang ansehen / runterladen:
Tina Thiele studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften und Kulturelles Management in Köln. Sie ist Chefredakteurin von "casting-network. Das Branchenportal". Mehr zu ihrer Person finden sie in der unter der Rubrik: Über uns.
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