Ein Interview mit Andreas Dendorfer & Andreas Lademann
Steckbrief Andreas Dendorfer
Andreas Dendorfer wurde 1983 in München geboren und gründete nach dem Abitur und einem freiwilligen sozialen Jahr 2004 zusammen mit Andreas Lademann die Firma iMAGE iN MOTION. Zunächst spezialisiert auf Demobandproduktion für Schauspieler und IT-Dienstleistungen für Schauspiel-Agenturen, entwickelte sich schnell die Idee zu einem Online-Castingsystem, das es ermöglicht Videos auch Online in DVD-Qualität abzuspielen. 2008 ging dann castforward an den Start.
Steckbrief Andreas Lademann
Andreas Lademann wurde 1983 in München geboren und stieg nach dem Abitur 2002 mit einem Praktikum bei einer Filmproduktion in die Branche ein. Im Anschluss daran machte er eine zweieinhalb jährige Ausbildung im Bereich Film-/Video-Technik und Postproduktion bei der Bavaria Film in München-Grünwald und arbeitete bei einigen Filmprojekten und Produktionen mit. Schon vor und während der Ausbildung bot er gemeinsam mit Andreas Dendorfer Dienstleistungen für Schauspieler und Agenturen an, woraus sich dann castforward entwickelte.
Firmendaten
WEBSITE / URL |
SEIT |
BETREIBER |
SERVICE SCHAUSPIELER PROFIL |
KOSTEN inkl. 19% Mwst. |
BEMERKUNG |
castforward |
2008 |
Andreas Lademann (Demoband- Andreas Dendorfer (Demoband- |
- Vita - Daten - Bis zu 5 Fotos |
kostenlos |
ca. 4.500 Schauspieler- Am VdA-Pool |
VideoBasic: - Grundeintrag + Vollbild und DVD-Qualität Direktlink zum Video |
36 €
|
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VideoPro - VideoBasic + - insgesamt 20 Fotos Demoband bis 40 Min. in Vollbild und DVD-Qualität - Demoband jederzeit selbst Kostenlos zu aktualisieren - Direktlink zum Videoeintrag - Showroom zur nahtlosen Integration auf Websites - Eigene Webcard mit News- bereich und Gästebuch |
82,80 €
inkl. GEMA-Lizenz |
Legende:
T.T.: Tina Thiele von casting-network
E.R.: Elmira Rafizadeh von casting-network
A.D.: Andreas Dendorfer von castforward
A.L.: Andreas Lademann von castforward
T.T.: Wie entstand die Idee zu der Website?
A.D.: Angefangen haben wir mit der Produktion von DVDs, damit haben wir unsere erste Firma gegründet. Wir kennen uns ja schon seit dem Kindergarten, haben also vorher bereits zusammengearbeitet und unsere Firma gegründet. Wir hatten von daher auch sehr früh schon Kontakt zu Agenturen und Schauspielern. Auf der einen Seite wurde immer sehr viel mit DVD und Online- Medien gearbeitet, aber die Idee, die DVD zu ersetzen, war noch nicht ausgereift. Und da dachten wir uns, wir wollen ein umfassendes Casting-System ermöglichen, das wirklich in der Lage ist, mit der DVD zu konkurrieren.
E.R.: Welche Voraussetzungen muss ein Schauspieler mitbringen, der sich bei Ihnen eintragen darf (Agentur, private/staatliche Ausbildung oder überzeugende Vita)?
A.D.: Es sollte sich um einen professionellen Schauspieler handeln und z.B. kein Komparse sein. Die Kriterien, die Sie bereits aufgezählt haben, greifen das schon gut auf. Oder eben ein aussagekräftiges Demoband sehe ich als Voraussetzung, die gegeben sein sollte. Die Kontrolle erfolgt bei uns aber im Wesentlichen durch die Casting Directors, die uns auch melden können, wenn jemand nicht in die Datenbank gehört.
E.R.: Welche Formen von Schauspielereinträgen gibt es?
A.L.: Erst mal gibt es den Grundeintrag, der bei uns komplett kostenlos ist. Der beinhaltet alle durchsuchbaren Daten, die man klassischerweise kennt: die Fähigkeiten, persönliche Daten, äußere Merkmale bis hin zu Fotos und einem Link zur eigenen Homepage. Die komplette Vita kann man bei uns im Grundeintrag auch einsetzen. Dann gibt es zwei Videotarife, einmal der Video Basic und der Video Pro. Der Video Basic kostet 3 Euro im Monat bzw. 36 Euro im Jahr und beinhaltet die komplette Demoband-Präsentation. Bis zu zwanzig Minuten Demobandmaterial in einzelnen Sequenzen kann man hierbei präsentieren.
Das Video Pro-Paket gibt es für 6,90 Euro im Monat bzw. 82,80 Euro im Jahr. Dort kann man bis zu 40 Minuten Demoband-Material bereitstellt und kann jederzeit selbstständig und kostenlos Aktualisierungen vornehmen.
E.R.: Also sind die Aktualisierungen, die der Schauspieler am Band selbst vornehmen kann, beim Video Pro kostenlos?
A.L.: Beim Video Pro Paket ist das jederzeit kostenlos möglich, beim Video Basic kostet es pro Szene 10 Euro, das ist der Unterschied zur Flatrate oder Nicht-Flatrate.
E.R.: Und gibt es auch die Möglichkeit, dass Aktualisierungen auch von Ihnen vorgenommen werden können?
A.L.: Es gibt bei uns auch den sogenannten Video-Service, dann kann man uns einfach die DVD schicken oder eine einzelne Szene - im Basic Tarif kostet das 20 Euro, im Pro Tarif 10 Euro - und dann setzen wir ergänzende Szenen ein oder tauschen sie aus.
E.R.: Wie viele Einträge davon haben ein Video hochgeladen bzw. einen Videolink?
A. L.: Wir haben momentan ca. 10 % Einträge mit Video. Durch die Kooperation mit der UFA kommen jetzt natürlich noch neue Einträge dazu, was aber alles noch in der Entwicklung ist.
E.R.: Gibt es bei Ihnen auch die Möglichkeit, lediglich eine Verlinkung zum Video einzusetzen?
A.L.: Es gibt in Zukunft beim Video Basic Tarif auch die Möglichkeit für einen Video Link. Allerdings fällt dadurch die Funktion des Chapterings weg. Das Demoband kann bei uns durch das Chaptering in einzelne Szenen aufgeteilt werden. Der Caster erhält somit auch die Möglichkeit, sich einzelne Szenen aus dem Demoband zu picken, die bspw. zu der entsprechend gesuchten Rolle passen. Die einzelnen Szenen kann er dann wiederum verwalten, indem er ein eigenes Projekt anlegt: ein Showreel mit vier, fünf oder mehr Szenen von verschiedenen Schauspielern, die ihm gefallen, in einem Paket hintereinander zusammensetzen und so dann dem Regisseur oder Producer präsentieren.
Für den Schauspieler hat das Chaptering den Vorteil, dass er jederzeit eine neue Szene hochladen und so das Demoband immer aktualisieren kann.
Mit einem Videolink ist das alles leider nicht möglich, da die kompletten Funktionen dann nicht vorhanden sind. Aber wir haben uns dennoch entschieden, die Videolinks auch im Basic Tarif zu erlauben, falls das der Schauspieler oder der Agent gerne wünscht.
E.R.: Können Sie ungefähr absehen, ab wann das eingeführt wird?
A.L.: Noch im Juni.
E.R.: Alles klar! Wer pflegt die Einträge?
A.D.: Also das sind bei uns die Schauspieler und die Agenturen selbst. Wir haben da eine Software erstellt, wo in einem Bereich Schauspieler und Agenturen die Möglichkeit haben, alle Daten schnell und bequem zu aktualisieren.
E.R.: Gehen Sie dann nochmal über die Daten drüber oder werden die, nachdem sie eingespeist werden, so stehen gelassen?
A.L.: Die werden schon so stehen gelassen. Dennoch gibt es eine Kontrollmöglichkeit durch die Casting Directors, die uns Hinweise geben können. Der Schauspieler oder der Agent bekommt dann natürlich auch eine Information. Wenn beispielsweise ein Projekt falsch datiert ist.
E.R.: Es ist also nicht obligatorisch, dass Sie über alle Daten nochmal drüber gehen!
A.L.: Nein, ist es nicht.
E.R.: Ist die Datenbank offen oder geschlossen?
A.L.: Die Datenbank ist geschlossen. Wir bieten dem Casting Director die gesamte Software an, die aus dem Internet runtergeladen werden kann. Insofern haben wir auch die Kontrolle, dass es nur professionelle Casting Directors sind, die sich anmelden. Wir sind der Meinung, dass es sich um Daten der Schauspieler und Agenturen handelt, die innerhalb der Branche bleiben sollten und nicht frei für jeden im Internet abrufbar sein sollen.
E.R.: Welche Berufsgruppen haben hier Zugang und wie teuer ist die Nutzung der Datenbank für diese Gruppen?
A.D.: Zugang haben grundsätzlich professionelle Filmschaffende, in dem Fall Casting Directors, Regisseure, Produzenten oder auch Redakteure. Man muss aber klar sagen, dass derzeit aufgrund der Kommunikation im Wesentlichen Casting Directors mit uns arbeiten. Wir wiederum haben die Möglichkeit erschaffen, mit einem so genannten Kundencenter zu arbeiten. So kann z. B. der Casting Director ein Projekt bei uns anlegen, seine Favoriten sortieren, eine - was Herr Lademann schon angesprochen hat - Rolle anlegen und dieses ganze Programm mit einem Klick an einen Regisseur weiterleiten. Der Regisseur kann somit gezielt die zusammengestellten Daten einsehen, die für ihn bei der Auswahl relevant sind.
E.R.: Ist dieser zusätzliche Service für den Regisseur oder eine andere Instanz kostenpflichtig?
A.D.: Castforward und der inbegriffene Service ist für alle Instanzen der Besetzungskette kostenlos, sobald der Caster bei uns als Nutzer registriert ist.
E.R.: Ganz kurz in diesem Zusammenhang: Wir haben auf Ihrer Seite gesehen, dass da ein Vermerk ist. Zitat: „Zahlreiche namhafte Casting Directors, aber auch Regisseure, Redakteure und Produzenten sind bereits als Nutzer des castforward-Castingsystems registriert." Und dann sind da einige Namen aufgeführt. Ist das als Exklusivität zu verstehen? Also nutzen die genannten Casting Directors ausschließlich castforward für ihre Recherchen?
A.L.: Nein. Das ist so nicht zu sehen, das ist lediglich eine Referenz für uns.
A.D.: Selbstverständlich fragen wir jeden Caster explizit nach der Erlaubnis. Deswegen sind ja auch nicht alle genannt.
E.R.: Gibt es bspw. für Nachwuchsschauspieler oder bestimmte Verbände Rabatte?
A.L.: Ja, gibt es - z.B. für Mitglieder des BFFS. Gespräche mit anderen Verbänden wie auch Schauspielschulen laufen.
E.R.: Ist der Vda-Pool angeschlossen? Und welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
A.L.: Ja, wir sind von Anfang an beim Vda-Pool dabei, sind seit ca. einem Jahr angeschlossen und waren auch einer der ersten, die diese Schnittstelle für Datenbankbetreiber getestet haben. Zu Beginn des Projekts Vda-Pool gab's technischer Natur ein paar Startschwierigkeiten, aber inzwischen läuft die ganze Sache eigentlich ziemlich stabil und wir begrüßen die Idee sehr, weil es für die Agenturen wesentlich weniger Arbeit bedeutet, wenn nur ein Pool gepflegt werden muss und so die neuesten Datensätze jederzeit abgerufen werden können.
E.R.: Wie viele Mitarbeiter haben Sie, die sich explizit um die Schauspielerdatenbank kümmern?
A.D.: Wir sind im Kernteam zu zweit und haben zwei freie Mitarbeiter, die uns unterstützen. Wir kümmern uns exklusiv und explizit nur um diese Datenbank. Wir sind ja unabhängiger Dienstleister und machen nebenbei keine anderen Sachen in der Branche wie z.B. Besetzung. Wir kümmern uns also ausschließlich um castforward.
E.R.: Welche Betriebskosten hat eine Datenbank neben dem Personal noch? Evtl. GEMA, Serverkosten, Entwicklungskosten?
A.D.: Das sind schon die wesentlichen Kosten, die Sie nennen. Dazu kommen noch Verwaltungskosten. Vielleicht sind hier auch noch die immer fortlaufenden Entwicklungskosten zu erwähnen. Unsere Entwicklung ist bereits seit zwei Jahren im Gange und wird durchgängig angepasst.
Zu den GEMA-Kosten dürfen wir keine Zahl nennen.
A.L.: Man kann sagen, dass das in der Summe aller Aufwendungen Kosten sind, die in den Bereich gehen, wo bspw. auch unser Basic-Tarif wirklich knapp kalkuliert ist. Diese allgemeine Stimmung die momentan aufkommt - z.B. auch in einem Facebook-Forum - dass man als Datenbankbetreiber damit Millionär wird oder so ungefähr, das ist einfach falsch.
E.R.: Gibt es eine Telefonhotline für User und ist diese regelmäßig besetzt?
A.D.: Das ist die 089-90 54 65-00. Die ist zu den Bürozeiten immer besetzt. Natürlich kann es mal sein, dass alle im Gespräch sind. Aber wir bieten auch einen kostenlosen Rückrufservice an, wo man seine Nummer hinterlegen kann.
E.R.: Wurde die Datenbank aus alleinigen Mitteln finanziert oder gab es Förderungen, Preisgeld, etc.?
A.D.: Sie wurde komplett aus eigenen Mitteln finanziert.
E.R.: Darf ich fragen, ob die Grundkosten schon gedeckt sind?
A.D.: Ja, die werden im Laufe dieses Jahres nach etwa 2 Jahren gedeckt sein.
E.R.: Gibt es einen kostenlosen Probezugang, um sich als Schauspieler auch einmal aus Castersicht einen Eindruck zu verschaffen?
A.L.: Ja, den haben wir. So einen Zugang bieten wir den Agenturen auf Anfrage an. Man kann sich dann diese Caster-Software runterladen, um einen Eindruck zu bekommen, wie ein Caster bei uns arbeitet. Es gibt im Kundenbereich auch für Agenturen und Schauspieler extra aus diesem Grund eine Art Vorschaufunktion, wo die Daten als Profil dargestellt sind. Dort kann man seine ganzen Eingaben dadurch zusätzlich kontrollieren, wenn man das möchte.
T.T.: Führen Sie Statistik darüber, wie oft ein Eintrag besucht wird und kommunizieren Sie das auch mit demSchauspieler/Agenten?
A.D.: Tun wir nicht. Wir haben zwar schon über diese Funktion nachgedacht, aber das ist aus Datenschutzgründen nicht ganz geklärt und auch nicht ganz sauber. Wir haben von einigen Castern schon ein Feedback bekommen, dass das schon eine gute Sache wäre, das zu kommunizieren, aber auch Bedenken, wenn Schauspieler hören, dass sie nicht in die engere Wahl kommen. Der Maßstab ist schwierig.
T.T.: Wie würden Sie den aktuellen Schauspielerdatenbank-Markt beschreiben und pflegen Sie Kontakt zur „Konkurrenz", zu Kollegen, Mitbewerbern?
A.D.: Also es ist jetzt nicht so, dass wir den Kontakt zur Konkurrenz pflegen, aber Kontakt gibt es immer wieder mal. Mit David Althammer bspw. von schauspielervideos oder Herr Knittel -
A.L.: aber das war in seiner Tätigkeit als Agent.
A.D.: Es ist jetzt nicht so, dass wir täglich telefonieren, aber es findet immer wieder mal ein Austausch mit Kollegen statt. Z.B. darüber, wie die Angebote strukturiert sind, damit da keine Missverständnisse entstehen. In der Vergangenheit kam das verstreut vor. Wir sehen natürlich auch, dass es momentan relativ viele Datenbanken gibt. Deshalb sagen wir Schauspieleragenturen auch, dass sie zukünftig verstärkt vergleichen sollen, wie in anderen Bereichen, wie z.B. bei Handyverträgen.
A.L.: Zunehmende Konkurrenz geht auch einher mit zunehmender Dynamik und Qualität. Daher auch die Anregung an Agenten und Schauspieler, genau hinzuschauen und zu vergleichen.
T.T.: Was unterscheidet Sie von den anderen Datenbanken?
A.L.: Der wichtigste Vorteil und der eigentliche Grund, warum wir vor zwei Jahren auf den Markt gegangen sind, ist unsere Videobandpräsentation. Wir haben die DVD-Qualität im Vollbildmodus eingeführt mit dem Ziel, das Demoband als DVD-Träger zu ersetzen. Und dazu haben wir das sogenannte Chaptering ganz neu eingeführt. D.h. ein Demoband ist bei uns nicht als ein konkretes Band gespeichert, sondern so, dass sich der Caster sein eigenes Showreel aus einzelnen Szenen zusammenstellen kann. Und für Schauspieler und Agenturen heißt es, dass man nicht immer zum Cutter rennen muss, sondern sein Band jederzeit via castforward aktualisieren kann. Neue Szenen hochladen, rausnehmen oder anders sortieren. Diese Demobandrevolution war für uns der Grund auf den Markt zu gehen. Das alles geschieht über eine umfassende Software, die kinderleicht zu bedienen ist. Ebenfalls zu erwähnen wäre die spezielle Zusammenstellung von Fotos, die ein Caster explizit für ein Casting für den Regisseur vorbereiten kann.
T.T.: Was grenzt Sie dann explizit von schauspielervideos ab, die ja auch schon sehr lange Chaptering haben und stets weiterentwickeln oder bspw. filmmakers, die ja auch demnächst mit einer neuen Videolandschaft auf den Markt kommen?
A.L.: Wir haben vor zwei Jahren das Chaptering eingeführt, was von schauspielervideos dann übernommen wurde. Ich kenne die Funktionen von schauspielervideos nicht genau, weiß aber, dass wir zusätzlich eine Projektverwaltungsfunktion haben. Ich kann uns auch nicht mit filmmakers vergleichen, da wir keinen Zugang zu Ihnen haben. Aber wir hören von vielen Castern, mit denen wir zusammenarbeiten, dass unser System vom Look und vom Aufbau her eines der führenden ist.
A.D.: Sicherlich haben wir mit dem Tarif VideoBasic auch eine - verglichen mit der Konkurrenz - sehr günstige Möglichkeit geschaffen, sich mit Video zu präsentieren, bzw. sein Demoband zu hosten. Außerdem bieten wir mit der Webcard Schauspielern einen eigenen vollwertigen Internetauftritt inkl. Newsbereich und eigenem Gästebuch.
T.T.: Welche weiteren Serviceleistungen bieten Sie noch an?
A.D.: Wir konzentrieren uns auf die Schauspielerdatenbank und damit zusammenhängende Serviceleistungen, wie z.B. die Integration von Datenbanken und Agentur-Websites oder Demobandservices.
T.T.: Was bringt die Zukunft bzgl. Neuerungen und welche Ziele verfolgen Sie? Stichwort: eCasting, breakdown-Service etc.
A.L.: Ziel ist es, wie schon erwähnt, langfristig die DVD zu ersetzen und damit den Schauspielern den Aufwand und die Kosten bei der Erstellung dieser Demobänder erleichtern zu können. Das ist insgesamt natürlich ein sehr ehrgeiziges Ziel, wenn man eine DVD und die DVD-Qualität durch ein Online-Medium ersetzen will. eCasting und damit einhergehend auch ein breakdownservice ist auch eine Sache, mit der wir uns schon länger befassen. Das fällt mit in unseren Entwicklungsbereich, wir stehen da kurz vor dem Abschluss. Das bringt natürlich enorme Vorteile für den Schauspieler.
T.T.: Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Demobänder materiell in den Regalen der Caster überflüssig werden sollen und eine weitere technische Spezialisierung des Demobandes durch bspw. eCasting mit einem breakdownservice erfolgen soll?
A.D. & A.L.: Ja!
T.T.: Wie kam es zu der Kooperation mit der UFA HOLDING und welche Idee/Ansatz steckt dahinter? Wer ist auf Sie zugekommen?
A.L.: Die Initiative ging von der UFA aus. Die hat sich in einem intensiven Prozess über mehrere Monate hinweg eine ganze Reihe relevanter Datenbankbetreiber angeschaut, eingeladen und die Systeme miteinander verglichen. Am Ende hat sich UFA für castforward entschieden. Ein Ziel der UFA, so formuliert sie es auch in ihrer Pressemitteilung, war es, Schauspielern und Agenturen den teuren Versand von Demobändern zu ersparen. Andererseits benötigten sie aber auch eine interne Datenbank, die sie dabei unterstützt, ihre Besetzungen komfortabler vorzunehmen. Weiterführende Informationen zu der Kooperation gibt es übrigens auch auf: https://www.casting.ufa.de
T.T.: Gibt es eine offizielle Begründung dafür, dass gerade Sie den Zuschlag bekommen haben? Sind Sie die besten in qualitativer Hinsicht oder sind Sie denen preislich entgegen gekommen?
A.D.: Das müssten Sie eigentlich die UFA fragen, aber es ist wohl so, dass wir am zielstrebigsten waren, was die neue DVD-Technik anbelangt. Das war zumindest das Feedback, das wir bekommen haben.
T.T.: Muss man als Schauspieler bei Ihnen unbedingt Kunde sein, damit man von UFA-Castern besetzt wird? Es gibt ja somit 2 Datenbanken: die interne und die nach außen geöffnete.
A.D.: Ganz klar: NEIN! Man muss bei uns KEIN Kunde sein, um von der UFA besetzt zu werden. Das haben wir von Anfang an versucht zu kommunizieren und das ist den Casting Directors der UFA auch elementar wichtig. Sie werden sich natürlich nie bei ihren Besetzungsprozessen darauf beschränken, welche Schauspieler sich bei castforward angemeldet haben. Aber natürlich benötigt die UFA eine digitale Lösung für ihr riesiges internes Archiv und es ist am Ende sicher von Vorteil, dass sich Schauspieler darin optimal präsentieren. Und da das interne Archiv der UFA nun mit der castforward-Datenbank in einer Art Einbahnstraße verknüpft ist, d.h. das interne Archiv wird von der externen Datenbank immer wieder aktualisiert, umgekehrt gehen aber keine internen Daten an die externe Datenbank, haben Schauspieler die Möglichkeit, ihre Daten und Demobänder gleichzeitig dort und in der externen Datenbank - und damit auch für viele „Nicht-UFA-Casting Directors" - aktuell zu halten. Der Schauspieler muss also seine Daten der UFA nicht mehr gesondert zukommen lassen, weil die Daten von uns in ihr System übertragen werden und gleichzeitig der gesamten UFA und den Tochterfirmen zur Verfügung stehen. Es spart Zeit und Kommunikationswege.
T.T.: Hier würden wir gerne noch mal ins Detail gehen! Bisher haben Schauspieler Ihr Material der UFA per Post zugesendet - das können Sie demnach noch immer tun und es wird von den Castern/UFA kostenlos eingespeist, richtig?
A.D.: Ja, stimmt.
Allerdings wird dann die Möglichkeit verschenkt, die selben Daten gleichzeitig auch anderen Casting Directors zugänglich zu machen.
T.T.: Jemand ist bei der UFA bereits in der Datenbank und meldet sich noch mal bei Ihnen an. Wie handhaben sie das Problem der Doppelungen und auch die Einspeisung der VdA-Pool Daten?
A.L.: Hierfür haben wir ein entsprechende Verfahren entwickelt, sodass Doppelungen erkannt werden und nur in seltenen Ausnahmefällen entstehen. Diese werden dann natürlich durch uns behoben.
T.T.: Wenn jetzt beispielsweise andere Casting Directors, die NICHT bei der UFA HOLDING sind, die Datenbank nutzen, sehen Sie auch nicht das interne System der UFA, sondern NUR die Schauspieler, die sich über castforward eingetragen haben, richtig?
A.L.: Ja genau, dass ist wie bei jeder anderen Datenbank auch. Man muss dort Kunde, wie bspw. bei filmmakers sein, um von den Nutzern von filmmakers gefunden zu werden. Und natürlich haben diese Nutzer nur Zugriff auf die Daten, die bei uns geführt werden. Insofern dies ja auch UFA-interne Daten sind.
T.T.: Wie geschlossen stehen die Casting Directors der UFA HOLDING hinter der Kooperation? Den Anfangsteil - welches auch in Rücksprache für den Leser, der die Frage eingereicht hat, okay ist - würde ich gerne weglassen: In einem öffentlichen Forum bekannte sich neulich ein Grundy Casting Director, dass er filmmakers nutzt!
A.D.: Ich kann da schon konkret auf den Fall eingehen. Es handelt sich dabei um einen Casting Director, der neben seiner Anstellung bei der Grundy UFA auch für outcast tätig ist. Natürlich nutzt er in dieser Tätigkeit dann die vom Casting Director betriebene Plattform filmmakers.
Für die UFA und ihre sieben Produktionsunternehmen gilt aber, dass die Casting Directors castforward nutzen.
T.T.: Wie werden und wurden die UFA-Caster in die Kooperation mit einbezogen und wie erfolgt die Betreuung?
A.L.: Selbstverständlich waren die UFA-Caster von Anfang an mit einbezogen. Auch im laufenden Betrieb findet ein regelmäßiger Austausch statt.
T.T.: Wie können Schauspieler, die in einer Agentur sind, Ihre Einträge selbst einsehen?
A.D.: Das ist im Prinzip gar kein Problem: Jeder kann sich über unsere Homepage für einen kostenlosen Grund- oder Videoeintrag anmelden und bekommt dann nach Überprüfung ein Profil, was er bearbeiten bzw. aktuell halten kann. Das muss dann natürlich mit dem Agenten abgesprochen werden, damit keine doppelte Arbeit entsteht oder Überschneidungen passieren. Jeder Schauspieler kann dann sein eigenes Profil erstellen, das von zwei Seiten gepflegt werden kann - einmal von Schauspielerseite, andererseits von Agentenseite. Wobei dann auch eine Überprüfung erfolgt, ob der Schauspieler wirklich bei der angegebenen Agentur Klient ist. Erst dann wird er frei geschaltet. Jeder Schauspieler hat einen eigenen personalisierten Zugang, um nur seine Daten einsehen und verändern zu können. Der andere Zugang liegt bei der Agentur, die alle Klienten einsehen und bearbeiten können.
T.T.: Welchem Beruf/Tätigkeit gehen Sie noch nach oder ist sozusagen castforward Ihr absoluter 24-Stunden Job?
A.D.: So ist es, ja. Wir sind beide vollzeitig für die Firma tätig.
Vielen Dank für das Gespräch.
Offizielle Website:
www.castforward.de
Zur Info:
Das Interview wurde am Mittwoch, den 19. Mai von ca. 11.00 Uhr - 12.00 Uhr am Telefon geführt.
Die 1:1 Fassung hat eine Gesamtlänge von 8 abgetippten DIN A4 Seiten (Arial | Schriftgröße 12 Punkt) Die vorliegende nur leicht gekürzte Endfassung wurde chronologisch leicht aufgebrochen, um Themenschwerpunkte an entsprechender Stelle besser vertiefen zu können.
Ihre Meinung?
Leserbriefe werden wir gleich unter die Interviewreihe - auf mehrfache Frage auch anonym mit Angabe der Berufsbezeichnung - stellen! Bitte schreiben Sie uns an:
info@casting-network.de | Stichwort: Deutsche Schauspielerdatenbanken
Hier finden Sie die bisher veröffentlichten Stimmen:
www.casting-network.de
Infos zur neuen Reihe:
www.casting-network.de
Elmira Rafizadeh ist 1981 in Teheran geboren und im Alter von fünf Jahren mit ihrer Familie in die BRD immigriert. Nach ihrem Abitur war sie ein Jahr lang hinter den Kulissen im Bereich Film und Redaktion tätig, bevor sie ihre Laufbahn mit einer Schau-spielausbildung fortsetzte. Sie lebt heute in Köln und arbeitet als Schauspielerin vor der Kamera und auf der Bühne. Zudem ist sie freiberuflich als Journalistin aktiv und engagiertes Mitglied beim BFFS. Vertreten wird Elmira Rafizadeh durch die Agentur Thomas Wernicke (VdA). Elmira Rafizadeh ist Mitglied im "Digitalen Kompetenzteam" von casting-network.
Tina Thiele studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften und Kulturelles Management in Köln. Sie ist Chefredakteurin von "casting-network. Das Branchenportal". Mehr zu ihrer Person finden sie in der Rubrik: Über uns.
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